Wohin mit dem selbst erzeugten Strom – Eigennutzung und/oder Einspeisung?

  • Hallo liebes BHKW-Forum,


    nachdem ich diesen interessanten Beitrag gelesen habe:


    stromerzeugende-heizung.de/download/09-08-20_othmar_verheyen.pdf


    sind bei mir noch einige Fragen offen, die ich gerne hier diskutieren würde.


    Wie wird Eigennutzung und Einspeisung eigentlich voneinander unterschieden?
    Gibt es da spezielle Zähler/Relais oder sonstiges Equipment? Wird das am Jahresende automatisch vom EVU abgerechnet oder muss man das selbst erledigen?


    Außerdem ist mir noch nicht ganz klar, wie man eigentlich seinen Eigenbedarf (Lastgang) vorhersagen kann?


    Bin gespannt auf eure Antworten/Kommentare


    Danke vorab und Beste Grüße
    Benjamin

  • Hallo BHKW_UK,
    zunächst mal herzlich willkommen hier im Forum!

    Wie wird Eigennutzung und Einspeisung eigentlich voneinander unterschieden?
    Gibt es da spezielle Zähler/Relais oder sonstiges Equipment?


    Wenn man ein BHKW "einfach so" (Verboten!! :tot: ) )))) ans Netz bringen würde, dann würde sich der gute alte Ferrariszähler in dem Falle bei einspeisung einfach Rückwärts drehen.
    Ein Zweirichtungszähler besteht vereinfacht gesagt aus zwei hintereinander geschalteteten Stromzählern, wovon jeder sich dank mech. Sperre nur in eine Richtung drehen kann. Einer Zählt das was du ins Netz gespeist hast, der andere den "Zukauf" von Strom.
    Davon kriegt man aber nix mit, ausser das es mal mehr und mal weniger kostet! @:pille


    Wird das am Jahresende automatisch vom EVU abgerechnet oder muss man das selbst erledigen?


    Du hast es dann immer mit zwei Firmen zu tun: Einmal wie bisher dein Stromlieferant (Kann man wechseln) und einmal der Verbindungsnetzbetreiber (VNB) (ist Schicksal). Wenn einmal alles an Papierkram erledigt ist, dann läuft das automatisch. Bei mir hat es bis zu ersten Überweisung 1,5 Jahre gedauert, soviel zum Schicksal...


    Außerdem ist mir noch nicht ganz klar, wie man eigentlich seinen Eigenbedarf (Lastgang) vorhersagen kann?


    Am einfachsten, so aus dem Bauch heraus, wenn ein rel. regelmässiger Haushaltsrythmus per Zeitschaltuhr, einige fordern den Dachs per Taster an.
    Technikfreaks wie unser Admin machen das mittels Verwanzten Stromzähler und mittels in "Hausleidsystem" integriertem BHKW .


    Aber all das hat so seine Grenzen. Im Winter läüft mein Dachs auch schon einmal 23,5 Std/Tag, der 08/15 Haushalt wird den ganzen Strom dann natürlich nicht verbrauchen können. Und umgekehrt, im Sommer wenn der Dach nur für´s WW läuft, dann reicht der Strom eh nicht.


    Gruß Dachsgärtner

    Besser ein kleines Kraftwerk im Keller...
    ...als eine große Stromrechnung im Briefkasten!

  • Auf Deine Frage


    Das BHKW erzeugt solange es läuft Strom und Wärme. Es solte ein sog. Quantenzhähler vorhanden sein der Eingang (selbstverbraucht) und Ausgang (Einspeisung) zählt.Dies erfolgt autom. und wird je nachdem vom Energieversoger abgerechnet.

  • Quantenzhähler

    sorry aber wir sind in der Energietechnik und nicht in der Quantenphysik!!


    solltest Du Quotientenmeßwerk gemeint haben so ist das ein ganz normales altmodisches Amperemeter.


    wenn Du einen Vierquadranten Zähler gemeint hast dann ist das ein vom EVU gern eingesetzter Zähler um Blind- und Wirkleistung (auch in beide Richtungen) zu messen.


    mfg


  • Wie wird Eigennutzung und Einspeisung eigentlich voneinander unterschieden?
    Gibt es da spezielle Zähler/Relais oder sonstiges Equipment? Wird das am Jahresende automatisch vom EVU abgerechnet oder muss man das selbst erledigen?


    Außerdem ist mir noch nicht ganz klar, wie man eigentlich seinen Eigenbedarf (Lastgang) vorhersagen kann?


    Der Lastgang ergibt sich in erster Näherung aus Erfahrungswerten, d.h. ein Durchschnitt über die vergangenen Werktage, Sonn- oder Samstage. Eventuell wird das dann noch gewürzt mit saisonal abhängigen Korrekturfaktoren.


    Zur Bestimmung der Eigennutzung bzw. der Einspeisung schau bitte auf die Graphik auf S. 19. Hier erkennt man den Erzeugungszähler direkt am BHKW , der für die Kalkulation des KWK-Zuschlages wichtig ist. Aller KWK-Strom aus dem BHKW wird von ihm erfasst.


    Die beiden Zähler rechts registrieren den Stromverbrauch der Mieter. Aus Gründen des Energieerhaltungssatz gilt:
    Reinfließender Strom = Rausfließender Strom (+ Plus Verluste)


    Der Saldo aus Stromerzeugung durch das BHKW und den Stromverbrauch durch die Mieter wird durch den Zweirichtungszähler links gezählt. Die zwei Pfeile stehen dafür, dass er sowohl den exportierten Strom (Einspeisung ins Netz) als auch den bezogenen Strom (Reststrom) in zwei Anzeigen darstellen kann. Das sind manchmal auch zwei unterschiedliche Zähler, die in jeweils eine Richtung gesperrt wurden.


    Für das alles braucht man also keine besondere Messtechnik, sondern nur handelsübliche Stromzähler. Der Strom weiss selbst am besten, wo er hinfließen muss. Alles was nicht im Moment der BHKW-Stromerzeugung von den Leuten im Haus verbraucht wird, strömt automatisch ins Netz. Üblicherweise stellt man den eingespeisten Strom seinem Netzbetreiber z.B. vierteljährlich in Rechnung und übermittelt ihm auch den Strand des KWK-Strom-Zählers für die KWK-G-Abrechnung.


    Gruß,
    Gunnar

    Ist die Wärme kraftgekoppelt, wird die Energie gedoppelt. (Ulli Brosziewski)

  • Besten Dank für die Antworten!


    Wenn das BHKW größtenteils zur Eigennutzung "stromgeführt" betrieben wird und die Wärme vielleicht nur zu 50% genutzt wird, würde man den KWK-Bonus dann anteilig oder überhaupt nicht bekommen?


    Gibt es dann noch einen seperaten "Wärme-Zähler" oder wie wird der Wärmeverbrauch nachgewiesen?


    Danke vorab und Grüße
    Benjamin


  • Wenn das BHKW größtenteils zur Eigennutzung "stromgeführt" betrieben wird und die Wärme vielleicht nur zu 50% genutzt wird, würde man den KWK-Bonus dann anteilig oder überhaupt nicht bekommen?


    Gibt es dann noch einen seperaten "Wärme-Zähler" oder wie wird der Wärmeverbrauch nachgewiesen?


    Normalerweise reicht der Nachweis im Gesamtwirkungsgrad über das Datenblatt, da niemand auf die Idee kommt, die Wärme über einen Notkühler wegzuführen. Das kann sich in dem kleinen Leistungsbereich niemand leisten.


    Die Stromführung heisst aber nicht, dass Wärme weggeschmissen wird. Es ist eine stromgeführte, wärmegedeckelte Betriebsweise - d.h. die Stromführung kommt unter Berücksichtung der Freiheitsgrade des Wärmepuffers zu tragen. Man kann es vielleicht auch als Stromoptimierung auffassen - wenn der Wärmepuffer voll ist, wird abgeschaltet. Aber ansonsten wird das Gerät dann gestartet bzw. moduliert, wenn Strom im eigenen Haus gebraucht wird.


    Gruß,
    Gunnar

    Ist die Wärme kraftgekoppelt, wird die Energie gedoppelt. (Ulli Brosziewski)