KfW-Sanierung Mehrfamilienhaus nach EnEv droht zu platzen

  • Hallo zusammen, nachdem ich mich nun mehre Stunden mitlesend und suchend durchs Forum geklickt habe..stelle ich doch mal mein Problem dar. Da dies mein erstes aktives Forum ist, weiß ich nicht ob ich alles richtig mache aber Versuch macht ja klug ?( .


    Die Daten zum Haus: 12 Mietparteien, 660 qm beheizte Wohnfläche, Warmwasserversorgung dezentral je Partei über Durchlauferhitzer. Im Moment noch Gaskessel Rapido GA 220 Einbau erst 2005.


    Hatte eine Sanierung mit Vollwärmeschutz auf Neubauniveau angestrebt, nur ist mir der Architekt der alles geplant hatte "abhanden" gekommen. Stand der Dinge nachdem mir mittlerweile der Schriftverkehr vorliegt ist folgender: Energieberatungsbericht liegt vor, Haus ist gedämmt mit 14 cm rundum, Dachgeschoßdecke 24 cm, Kellerdecke geplant mit 8 cm 0,24 WLG.


    In seinen Kostenaufstellungen ist vom Architekten nie die Rede vom Austausch der Heizung ein Posten erwähnt worden, nach mehrstündiger Diskussion mit dem Energieberater aber unabdingbar für die KfW Abnahmebescheinigung.


    Würd ja gerne BHKW einsetzen, nur a) Mittel sind knapp und b) wie lege ich das Ding richtig aus ?


    Hat jemand ne Idee, wie ich am besten vorgehe ? Ach so, wie mir vorhin bestätigt wurde ist im moment an Dachse schwer ranzukommen ( lange Lieferzeiten) gibts vergleichbare Alternativen. Freue mich auf Eure Beiträge ||_ Grüße Matthias

  • unser User Firestarter rechnet da sicher gerne, aber womit?


    Also Daten her, _:_
    Gasverbrauch letzte Jahre, Kesselleistung (modulierend?, Brennwert?)
    Postleitzahlengebiet wegen der Wetterdaten, Stromverbrauch Allgemeinstrom und diejenigen, die sicher am Stromverkauf mitmachen würden.


    Grüße


    Bruno

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  • Zitat

    Hallo zusammen, nachdem ich mich nun mehre Stunden mitlesend und suchend durchs Forum geklickt habe..stelle ich doch mal mein Problem dar. Da dies mein erstes aktives Forum ist, weiß ich nicht ob ich alles richtig mache aber Versuch macht ja klug ?( .


    recht so...jeder hat mal angefangen.
    und da es bei uns recht friedlich zugeht, wirst Du nicht gleich fertig gemacht, wenn mal Du mal ne "dumme" Frage stellst.


    aber erstmal Herzlich Willkommen im Forum.


    Ich glaub,
    deine Problematik ist nun in Grundzügen bekannt
    ...Du wolltest eine Sanierung,
    und diese vermutlich teilweise/komplett durch KfW Mittel finanzieren...
    Nun, dass ist ja erstmal kein Problem. Wenn ich nun lese, auf "Neubauniveau" wolltest Du ein besonders gutes Niveau erreichen, damit Du höhere Zuschüsse und/oder bessere Zinsen bekommen konntest.


    hmm,
    gibt ja da so einiges an Programmen...weisst Du, was genau ihr machen wolltet?
    Neubau-Niveau? Effizienzhaus 70? Effizienzhaus 50?
    Das müsst man grob wissen


    Dann
    ....wann wurde die Maßnahme beantragt?


    Dann
    Du sagst es liegt ein Energieberaterbericht vor....da müssten sich vermutlich Werte für den Jahres-Primärenergiebedarf Qp und den Tränsmissionswärmeverlust HT finden lassen.
    Kannst Du uns die Werte mitteilen? Beziehen sich die Werte auf den Ist-Stand, oder auf den Sollstand (also mit Heizungsmodernisierung) ?


  • jepp...falls eine Heizungsmodfernisierung sein muss...schaun wir gerne
    aber erstmal checken, warum das nun unbedingt sein muss

  • uups, das ging ja schnell.ääh und nachdem ichs abgeschickt hatte, dachte ich so..gleich kommt bestimmt die Frage nach Verbrauch usw.


    also


    Standort : 44795 Bochum, Kesselleistung zweistufig 68 kW Gesamtleistung.


    Verbrauch der Jahre 2005 - 2008 im Mittel 72757 kWh, Strom für Heizung 591 kWh.


    Wenn das schneller hilft, kann ich den Energiebericht und Nachweis nach EnEv irgenwie hochladen ? Bitte kurz erklären wie das geht ? Dann wären die Daten schneller für alle verfügbar ! Ah, ich glaub schon gefunden ;-))


    Leider blicke ich im Moment nicht durch welches Paket der Maßnahmen durch den Architekten gewählt wurde;-((


    Gruß Matthias

  • aaaaaahhhhh |:-(|:-(|:-(|:-(|:-(|:-(|:-(|:-(|:-(|:-(


    hach,
    sorry MatelK
    ...ich will Dir ja keine Angst machen...und so schlimm wird das alles schon nicht sein/werden, aber
    ich hab mich gerade nochmal in die "hohen Weihen" der Energieberater eingearbeitet (hab ja selber nicht DEN Schein)
    ...und komm einfach immernur zum Kopf-gegen-die Wand haun
    |:-(|:-(|:-(|:-(|:-(


    ...und daaaaann,
    seh ich Deine Verbräuche....und den "guten, neuen Kessel"


    he-je-minee
    ...das wird bestimmt wieder ein längerer Text...wo fängt man nur an


    Na am Besten wohl gaaanz am Anfang.



    Es handelt sich um ein Mehrfamilienhaus, das hat in 2005 einen neuen Kessel bekommen.
    Ihr habt im vergangenen Jahr einen Energieberatung machen lassen (halt der Bericht in Deinem Anhang)
    Ihr habt aufgrund dessen, Euch zu einer Sanierung entschieden, welche die KfW-Kriterien für ein Effizienzhaus erfüllen sollen, das bringt günstige Zinssätze und auch einen Tilgungszuschuss


    Soweit erstmal korrekt, ja ?


    Euer damaliger Architekt ist nicht mehr erreichbar,
    und so habt ihr einen neuen Energieberater, der Euch mitgeteilt hat, dass ohne eine Heizungserneuerung die Maßgaben der KfW nicht erfüllt werden und somit Eure Finanzierung platzen würde


    Soweit richtig verstanden ?



    Wenn's soweit hinhaut,
    dann erstmal zu den KfW-Vorraussetzungen.


    Diese lehnen sich an die Anforderungen der energieeinsparverordnung (ENEV...gibt schon wieder ne Neue, aber für Euch halt ENEV2007 die zutreffende)
    Die KfW fordert insbesondere die Einhaltung zweier entscheidender Wert
    - einmal dem Primärenergiebedarf Qp, und
    - den Transmissionswärmeverlust HT
    Das braucht wohl eine kurze Erläuterung. Der Transmissionswärmeverlust gibt an, wieviel Wärme über die Gebäudehülle ins Freie geht. Klar, die Wärme wird durch die Wand, ziehende Ritzen, Fenster usw. irgendwie ins Freie landen...onst müssten wir ja nicht heizen. Was sicherlich auch logisch ist, dass man durch Maßnahmen wie Dämmung, Fenstertausch und co. diesen Wert absenken kann.
    Der Primärenergiebedarf ist auch Erklärungsbedürftig...Es ist NICHT unbedingt das, was Du unten an Energie (in kwh) reinsteckst, sondern es wird noch betrachtet, in welcher Form Du ihn ins Gebäude schiebst. Klar, das Gebäude braucht so-und-so-viel kwh an Energie (für Wärme, Warmwasser). Aber wieviel PRIMÄRENERGIE wird benötigt, bis so-und-so-viel Energie bei Dir ankommt??? Da werden Faktoren für die vorgelagerten Prozessketten mit berücksichtigt, drum kommt es auf den Energieträger mit drauf an.
    Bei Gas z.B. geht realtiv wenig verloren....damit 1kwh Wärme bei Dir ankommt wird irgendwo in der Sibirien nen bissl mehr als 1kwh ausm Boden gezogen. Da geht nen bissl an Verdichtung und Transport drauf und irgendwann kommt bei Dir exakt 1kwh an. Der Faktor liegt also ein klein wenig über 1
    Bei Holz/Pellets, sieht noch besser aus...das wächst ohne fossile (primäre) Energie...hier fällt nur was für Aufarbeitung, Transport und co an...Faktor kenn ich nicht genau...aber halt deutlich unter 1...eher in Richtugn 0
    Beim Strom siehts recht düster aus, der kommt ja bekanntlich mehrheitlich aus den dicken Kraftwerken. Die machen Strom, wissen aber nicht wohin mit der Wärme (also ab in den Fluss oder per Kühlturm weg), dann sind noch Transportverluste und co....und irgtendwann kommt bei Dir auch 1kwh Strom an....dummerweise, wurden dafür auch -in größenordnung- 3kwh an Kohle oder Uran verfeuert. Deshlab gibts hier einen Faktor von deutlich über 3
    Blockheizkraftwerke nutzen die bei der Stromerzeugung anfallende Wärme...und da sie damit den "bösen Strom" ersetzen, bekommen die einen Fakttor von ??? (irgenwas um 0,6)


    Wie Du siehst
    ist aus Strom Wärme zu machen ziemlich bescheuert und beim Thema ENEV(und damit auch KfW) haut die elektrische Wärmeerzeugung mächtig rein.


    Warum
    nun diese zwei Werte...naja, es ist eine ENERGIEeinsparverordnung
    wenn man nur HT nehem würde, könnten ja alle ihre Häuser dämmen und mit Strom befeuern....EnergieEINSPAR-Effekt unterm Strich null. Man braucht zwar weniger (in kwh) aber irgenwo anders wird im Kraftwerk mehr verfeuert
    umgekehrt, könnte wir auch alle ne Folie vors Fenster spannen und einfach mehr z.B. mit holz heizen....da bräuchten wir halt mehr Bäume.


    Also,
    die ENEV2007 gibt für beides zulässige Höchstwerte vor. Das orientiert sich noch an der Gebäudeform (Würfel hättens ja einfacher, als kilometerlange Flachbauten).
    Die werte liegen für Dein Objekt und dem Ziel "Neubauniveau"(<-für KfW-Förderung) irgenwo zwischen
    - für Qp: 98,86 - 106,39
    - für HT: 0,6 - 0,68
    http://www.enev-online.net/ene…ge_1_1.1_H%C3%B6chstwerte
    Wie gesagt, ich hab nicht den Schein..aber da stehts schwarz auf weiss....und wenn ich es recht betrachte, müsste die zweite Spalte gelten, da Warmwasser überwiegend aus elektrischen Geräten...war doch so, oder?


    Das ist schonmal interessant,
    denn in Deinem Projektbericht (Seite 4), geht er wohl von passenden HT Wert aus, aber vom falschen Wert für Qp



    dann mal zu der Sanierung
    Im Bericht wurde der rechnerische(!) IST-Zustand des Gebäudes betrachtet, und 2 Modernisierungsvarianten...einmal "nur Dämmung" und einmal "Dämmung+ BHKW ". Hier ist zu erkennen, dass die Dämmung zwar ausreciht um den Wert von HT zu erfüllen, aber -und das insbesonder durch die elektrischen WW-Bereiter- der Wert für Qp nur in der Sanierungsvariante 2 erreicht wird.
    Vermutlich deshalb kam es auch zum Pojketplan, der explizit auch eine BHKW-Lösung vorsah (Seite 5).


    Also so gesehen, wird man auch nur dann ins lukrativere "Neubauniveau" der KfW rutschen.



    Nun ja,
    nun soll Dir ja geholfen werden.....


    erstens
    Hier würd ich mal mit Deinem jetzigen Energiebrater reden
    ...ggf. auf den aus meiner Sicht nicht korrekten Wert für Qp im alten Bericht aufmerksam machen.
    Gut, selbst wenn es der korrekte Wert wäre....würdet ihr noch immer nicht ganz den Wert für Qp erfüllen, aber wer weiss, wenn er sich intensiv damit beschäftigt...evt. findet er ja noch irgeneinen Wert -wo mal z.B. ne Pauschale angesetzt wurde- den man noch etwas realistischer gestalten könnte. Eure tatsächlichen Verbrauchswerte waren ja auch viel geringer als die berechneten.
    Es fehlen ja nur 10%...vielleicht findet er einen Weg ;)



    Nun weiss ich wiederum nicht,
    inwieweit man hier nachträglich nachbesser kann....aber Fragen schadet ja nichts.


    zweitens
    falls kein Weg dran vorbei führt...muss man mal schaun, wie man den Wert für Qp verbessert
    Hier weiss ich nicht, ob man da auch vom ursprünglichen Plan abweichen darf...
    Falls ja, würd ich mal den Aufwand prüfen um auf eine zentrale Warmwasserbereitung umzusteigen...Sowas kann (zu?) aufwändig sein...aber evt bieten auch die örtlichkeiten eine vertretbare Lösung. Wär die elektrische WW-Bereitung raus, ist das Thema gegessen.


    drittens,
    ist ein BHKW natürlich eine sehr gute Lösung...


    Wenn ich es recht sehe,
    stammen die Verrbauchswerte aus der Zeit vor der Sanierung....da wirds schwer eine Abschätzung zu treffen....auf den Bericht zur Energieberatung kann man ja nicht setzen....der konnte ja nicht annähernd die alten Verbräuche begründen. Bringt die Dämmung und co. 20% oder doch sogar 50% ???
    ein gut dimensioniertes BHKW wär natürlich toll....wenns nur darum geht die Bilanz zu verbessern, spielts wohl keine große Rolle und man könnt auch ausm Bauch ein kleines nehmen...whispergen, ecopower3.0...sowas in der Art


    Das würd ich aber erst später mit genauer ansehn...versprochen
    ...besprech doch erstmal mit dem Energieberater die offenen Punkte
    und versprech uns, dass Du trotzdem hier vorbeischaust...und ein BHKW unabhängig davon in Erwägung ziehst
    ...Es hätt ja was, denn mit dem KfW-Neubaukredit bekommst Du extrem günstig finanziert...und der 10%ige Zuschuss ist ja auch nicht zu verachten



    ...zumal die "tolle" Heizung
    man sich auch mal unter die Lupe anschaun sollte


    Ich kanns mir nicht verkneifen dazu kurz ein statment zu geben....ein 68KW "guter NT" Brenner(Brennwert ging wohl nicht), ein "toller" zeistufiger (modulierend war wohl nicht), und wie gesagt...68kw in ein Objekt, was die Jahre vorher im Schnitt irgendwo so bei 80.000kwh lag
    |:-(|:-(|:-(|:-(|:-(
    Sorry...das musst ich noch loswerden....es ist leider nicht ungewöhlich, dass auch heutzutage noch immer hoffnungslos überdimensionierte Geräte verbaut werden.



    So,
    nun hast Du erstmal etwas Futter....viel Spaß beim verdaun


    @all anderen
    Bitte nicht schimpfen...ist wohl wieder länger :D



    PS: Ich fand die alten Verbrauchswerte (also vor Sanierung) schon recht niedrig....sind die ewohner alle so aprsam? oder waren hier auch Teile nicht vermietet?

  • Hallo firestarter, vielen Dank erst mal für dein ausführliches Statement ! Da hab ich heutnacht ordentlich was zu verdauen. Aber du hast schon recht, die "alte" Anlage war schon etwas überdimensioniert. Schlechte Beratung halt ! Lag an der gefühlt hundert Jahre dauernden Geschäftbeziehung zu einem örtlichen Installateur seitens meiner Mutter. Hab den Bestand erst danach zur Bewirtschaftung übernommen. Na ja, jetzt wollt ich es halt besser machen ;-((


    Aber wenn ich dich recht verstehe liegt der Knackpunkt für die Variante 2 in den Warmwasserkosten der Mieter die derzeit noch mit "bösem" Strom betrieben werden. Diese immerhin 18 %, hoffe die Annahme ist richtig, muß der Energieberater mit in die Berechnung einfließen lassen um eine adäquate Energiebilanz nach EnEv zu gewährleisten ? :-)_:-)


    Ich schau mir das nochmal in Ruhe an und versuch die Werte noch nachzujustieren mit dem Energieberater. Wenn der das mitmacht und ich die Ruhe mit der KfW Abnahme habe.... gehts dem bösen Strom an den Kragen. Ich sach dann mal bis morgen


    Guts Nächtle


    Matelk