Hallo Zusammen,
wie ihr an den bisherigen Postings von mir ja schon gesehen habt, war ich fest entschlossen eine BHKW-Anlage bei der energetischen Sanierung meines Altbaus einzusetzen. Entsprechend habe ich mir in den letzten Wochen verschiedene BHKW Anlagen angeschaut bzw. alle entsprechenden Vertreter da gehabt und zahllose Gespräche geführt. Ich wollte alle Aspekte gründlich beleuchten incl. der Steuerlichen Behandung so einer Anlage. Alle Infos möchte ich hier kurz Zusammenfassen, da sie sicherlich für den einen oder anderen der vor der selben Entscheidung steht hilfreich sein kann:
- Whispergen (Gastherme mit Stirlingmotor): Habe ich mir angeschaut - tolles kleines Gerät so groß wie ein kleiner Kühlschrank und schnurrt wie ein Uhrwerk! Hat leider nur 1kW el. Leistung und damit wenig staatliche Förderung und ähnliche Ausbeute wie eine Photovoltaik- Anlage. Vorteil: klein und halbwegs erträgliche Betriebsgeräusche, durch die geringe Leistung kann ein saldierender Stromzähler eingesetzt werden was preiswerter ist als zwei Zähler. Nachteil: hoher Anschaffungspreis (18.000 EUR) und quasi keine Rendite durch Stromverkauf, dafür muss er nicht bei der Steuererklärung angegeben werden (s.u.). Fazit: Nur was für Kernkraftgegner, die so ein Gerät aus ideologischen Gründen haben wollen – wirtschaftlich uninteressant !
- Ecopower (normale KWK): Habe ich mir auch angeschaut - das ist ja ein unglaublich großer Kübel!!! Hatte mir das Gerät um Welten kleiner vorgestellt! Die in Frage kommende kleinere Version 3.0 wird gerade auf der ISH vorgestellt, beruht aber auf dem selben Grundgerät. Neben der Größe fallen sofort negativ die Betriebsgeräusche auf, die selbst mit guter Schalldämmung (Luft- und Körperschall) durch das ganze Haus gehen! Ich habe das Gerät schon gehört, als wir draußen in den Flur getreten sind … das geht wirklich GARNICHT! Vorteil: hohe el. Leistung (3kW) und damit sind überhaupt erst Gewinne durch Stromverkauf möglich, diese müssen aber bei der Einkommenssteuer angegeben werden und dazu ist eine Einnahme/Überschußrechnung nötig. Wenn man nicht zufällig schon selbstständig ist, fallen Zusatzkosten (Steuerberater) an. Es sind zwei Stromzähler nötig, denn es wird mehr eingespeist als selbst verbraucht. Nachteil: Größe, Betriebsgeräusche, es ist eine zusätzliche Spitzenlastterme nötig, ebenfalls sehr teure Anlage 25.000 EUR!!! Fazit: In einem Wohnhaus nur einsetzbar, wenn ein abgesetzter Heizraum im Nebengebäude vorhanden ist, ansonsten zu Laut! Wirtschaftlich gesehen irgendwo an der Grenze in Betracht der hohen Investition und Arbeit die man mit der Abrechnung hat.
- Lion Powerblock (Lineargenerator): Habe ich nicht angeschaut da es keine Anlage hier im Umkreis gibt. Hat wenig el. Leistung 2kW. Neben den Kinderkrankheiten die wohl immer noch auftreten ist der Hauptnachteil bei diesem Gerät die Wartungskosten, da die Kolben des Lineargenerators JÄHRLICH getauscht werden müssen! Der Vertreter nannte mir ganz unverblümt einen Preis von 1000 EUR die dafür jedes Jahr anfallen !!! Fazit: Tolles Marketing, aber wenn die Wartungskosten in Höhe der Brennstoffkosten liegen macht ein Betrieb m. M. keinen Sinn!
- Dachs/Senertec (normale KWK): Das erste und älteste Serienmäßige Klein-BHKW (10 Jahre). Leider hat seither speziell bei der Steuerungstechnik keine Weiterentwicklung stattgefunden. So beherrscht das Gerät z.B. keine Modulation (Leistungsanpassung). Sehr robust aber auch sehr teuer (33.000 EUR). Prinzipbedingt gibt es ebenfalls wie beim Ecopower Probleme mit der Geräuschbelastung. Bei dem hohen Anschaffungspreis ist eine Rentabilität im privat Haushalt kaum möglich! Fazit: Der 200er Benz – aber schlicht zu teuer!
- Ende des Jahres soll eine kleine Therme ähnlich dem Whispergen (Sterlingmotor) als Wandgerät auf den Markt kommen. Es handelt sich um ein identisches Grundgerät welches wohl von verschiedenen Herstellern angeboten wird (Vaillant, Buderus, etc.). Fazit: kann ich leider nicht drauf warten.
So, das waren sie und wie man an dem jeweiligen Fazit entnehmen kann hat sich das Thema BHKW für uns erledigt! Das ist schon sehr enttäuschend was dort bei diesem hochinteressanten Thema bislang geboten wird und vor allem wie jeder Hersteller sein eigenes System in den Himmel lobt, die Probleme verschweigt und gleichzeitig alle anderen schlecht macht. Sowas habe ich bisher in keiner anderen Brache erlebt, wahrscheinlich ist der Markt so klein und stark umkämpft, das man zu solchen Mitteln greifen muss!? Besonders negativ ist dabei ein Vertreter eines Senertec Centers aufgefallen, der unglaubliche Gerüchte über die Mitbewerber in die Welt setzt von angeblich bevorstehenden Firmeninsolvenzen, Kolbenbrüchen etc. ... unfassbar dreist!
Unter diesen Umständen werden wir wohl in eine Brennwerttherme mit solarer Brauchwasserunterstützung investieren - Schade eigentlich, hätte ich doch gerne in ein BHKW investiert. Eine Brennwerttherme mit solarer Brauchwasserunterstützung ist für 11.000 EUR zu haben – für die ersparten 7000 EUR zur günstigsten BHKW Anlage können wir noch viele Jahre Gas und Strom kaufen … vielleicht ist in 10-15 Jahren wenn die Anlage erneuert werden muss ja auch endlich ein passendes BHKW zu erwerben – wer weis!?
Schöne Grüße und viel Erfolg mit diesem Klasse Forum - hat mir sehr geholfen!
R.