Hallo,
bin neu hier und beschäftige mich erst seit ein paar Tagen ernsthaft mit der Anschaffung eines BHKW/Dachs (vor einem Jahr schon mal kurz, aber wegen der komplexen Materie und wenig Erneuerungsdruck wieder aufgegeben) und treibe mich nun, da z.Zt. eh krank und zuhause, fast den ganzen Tag auf allen möglichen Herstellerwebsites und Foren herum, wobei mir dieses noch als das beste und informativste Forum erscheint. Trotz Durchstöbern von vielen Threads (leider wenige zum Thema MFH) hätte ich ein paar erste Fragen (weitere werden sicher noch folgen). Bin selbst technischer Laie, jedoch immer interessiert und lernfähig.
Erstmal die aktuelle Situation:
Wir haben einen kleinen innerstädtischen Mehrfamilienhauskomplex (11 EH ges. ca. 900 qm) mit Vorderhaus und 2 Hinterhäusern (80-100 J. alt), den wir nun seit fast 20 Jahren je nach Finanzlage und Leerstand nach und nach sanieren und zukunftsfähig machen. Die ersten 10 Jahre mit viel händischer Eigenleistung, seit 2006 wieder verstärkt, aber noch noch mit Handwerkern, da Job keine Zeit mehr lässt und auch die Energie mit fortschreitendem Alter etwas nachlässt.
Da wir im Vorderhaus (4 EH/vermietet) erst 2006 eine teuere Brennwertanlage von Viessmann (Verbrauch ca. 20-25% gesenkt, 2008 ca. 11,11 kwh p.qm/Mon.) eingebaut haben und dieses von den Hinterhäusern durch Hof getrennt ist, bleibt es bei meinen Überlegungen bez. Beheizung außen vor, könnte jedoch bez. des Stromverbrauchs der Mieter (s.u.) eine Rolle spielen.
Hinterhäuser (inzwischen größter Teil "selbst" als Wohnungen für uns u. Verwandtschaft sowie Büros für Firma genutzt):
gesamt ca. 600 qm zu beheizende Fläche. Im HH 1 (400 qm) haben wir 1995 eine normale Gaszentralheizung (36 kw) mit WW eingebaut die immer noch gut und zuverlässig läuft. Letztes Jahr haben wir 200 qm des direkt angebauten HH 2 (vorher Gaseinzelöfen) im Zuge einer Komplettsanierung mit an diese Heizung gehängt, wodurch diese natürlich unterdimensioniert ist. Ich hatte gehofft, dass die Heizung es durch wechselweise Nutzung (tags Büros warm /abends Wohnung / Teil der Räume nur selten voll beheizt) gerade so schaffen könnte und hatte geplant, sie dann in ein paar Jahren gegen eine größer dimensionierte Brennwertheizanlage oder ggf bis dahin verbesserte/länger getestete Alternativen auszutauschen.
Ich hatte natürlich nicht damit gerechnet, dass es in unserer recht warmen Gegend (normalerweise kaum Schnee u. Temperaturen im Winter selten länger im Minusbereich) ausgerechnet gleich im ersten Winter den Härtetest mit wochenlang -15 Grad geben würde: Die Heizung lief quasi 24 Std am Tag und schaffte es meist nicht mehr die benötigte Vorlauftemperatur, die am weitesten entfernten bzw. schlecht isoliertesten Räume wurden nicht mehr warm. Ergo: Ich stand täglich 1-2 Std. im Keller und versuchte die Heizströme je nach Bedarf manuell durch An-/Abschaltung von Pumpen WW etc zu regulieren. Dies möchte ich (+ Mitbewohner) eigentlich keinen zweiten Winter mehr erleben.
Verbrauchsdaten: 2007 im HH 1 + kleiner Teil HH 2: 91.000 kwh(Gas) für Hz+WW
2008: ca. 110.000 kwh für HH 1+2, wobei die 150 qm des HH 2 erst ab Mitte 08 dazugeschaltet wurden.
Da eine stärkere Heizung ja mehr verbraucht hätte und ein Teil erst später dazu kam gehe ich von einem Bedarf von ca. 120- 130.000 kwh Gas bei kalten Wintern aus (incl. Altheizung + WW).
Wir müssten also nun dieses Jahr gleich eine neue Anlage einbauen. Da wieder der Gedanke BHKW kam und unsere Stadtwerke gerade einen Testlauf mit Dachsen in ein paar EFH gestartet haben. holten wir uns diese Woche einen Berater der Stadtwerke, der, nach Beschreibung unserer Situation und kurzer Besichtigung des Ist-Zustands (gesamt anwesend: ca. 30 Min.), den Dachs als genau für uns passend und fast als eine Art eierlegende Wollmilchsau (Dachs ohne WW + alte Heizung für Spitzenzeiten + WW) anpries und den Einbau durch eine mit Stadtwerken kooperierende und auf Dachs spezialisierte Firma aus der Region anbot. Er will mir noch, nach Vorlage aller Daten, eine Wirtschaftlichkeitsberechnung machen (hofft auf über 5000 Std Laufzeit p.a.), meinte aber mal vorab, dass mein Gasverbrauch wohl nicht sehr steigen würde (???). Meine Frage, warum die Stadtwerke trotz Verlust der Stromlieferungen am Einbau dieser Anlagen interessiert seien, beantwortete er mit "mehr Unabhängigkeit von den Großlieferanten". Weiß nicht, ob ich das so 1:1 glauben soll, zumal er eben nur den Dachs anbietet, ggf. gibt's Koop/Provisionen mit/von Senertec . Allerdings sind unsere Stadtwerke (mehrheitlich in Hand der Kommune) bisher ein relativ günstiger Stromlieferant (seit Erhöhung am 1.1. nun ca. 20 - 25 ct/kwh incl. Grundpreis u. Mwst- je nach Tarif/Verbrauch - Privathaushalt). Und sie bedienen mit Ihren Überschüssen z.b. die defizitären Busbetriebe der Stadt, weshalb haben wir auch nie Wechselgedanken gehabt haben. Allerdings ist mein Vertrauen derzeit durch die Preispolitik etwas gestört: fast 30% Gaspreiserhöhung zum 1.11.08 (pünktlich zum Winterbeginn) trotz abgestürzter Ölpreise mit 6-Monatsdurchschnitts-Argument, bei gleichzeitiger Ankündigung (wg. Protesten) den Preis dann zum 1.3.09 (wenns wärmer wird) wieder etwas zu senken, betrachte ich schon etwas als "Kundenabzocke".
Der Berater ging von ca. 20.000 kwh Eigenstromverbrauch aus, wobei ihm ggf im Büro die Daten für das gesamte Anwesen (incl. allen Mietern) addiert wurden, wobei er mir gleichzeitig von Weiterlieferung an Mieter eher abriet, weil recht kompliziert. Ggf liegt Interesse der Stadtwerke auch an Unabhängigkeit durch möglichst viel dezentrale Stromlieferung (Überschüsse), aber da müssen sie ja auch den Marktpreis der Strombörse zahlen (?). Den tatsächlichen Stromverbrauch der von uns ggf relativ unkompliziert als Eigenbedarf angenommen werden werden könnte (selbst, allgemein, Verwandtschaft, Firma) schätze ich auf zukünftig ca. 13.000 kwh p.a. Der Gaspreis liegt bei uns seit Erhöhung an 1.11.08 bei 5,61 ct/kwh (incl. Grundpreis und Mwst bei ca. 7,27 ct/kwh)
Bevor ich nun weiter Romane schreibe, meine derzeitige Einschätzung:
Vorteile: da wir wohl eh eine neue Heizung bräuchten, dürfte der Grundinvestitionsunterschied (bei ggf. 7363,- Euro Zuschuss bei über 5000 Std.), abgesehen von zukünftigen Einnahmen, gar nicht so hoch sein. Es sei denn es kommen erhebliche Kosten für Veränderung der Stromlieferungsstruktur dazu. Sollte sich also derzeit für uns lohnen.
Bedenken: Die oft zu lesenden recht hohen Wartungskosten und auch Reparaturen/Reparaturanfälligkeit schrecken etwas ab, zumal es derzeit wohl kaum Konkurrenz bei regionalen Fachbetrieben und keine bei Ersatzteillieferanten gibt. Monopol ist immer teuer, aber man kann wohl, wenn ich hier so querlese, froh sein, überhaupt einen Dachs-Fachbetrieb im Nahbereich zu haben. Selbst die Wartung machen kann ich nicht. Und ich frage mich, wie, wenn alles entsprechend umgebaut/angepasst, die Rechnung in 10 Jahren aussehen wird, wenn es keine Zuschüsse mehr gibt und ggf. schon wieder ein neuer Dachs fällig wird (?). Die zukünftige Abrechnerei der Wärme- und Stromkosten mit Mietern/ Verwandtschaft/Firma stelle ich mir auch recht kompliziert vor (derzeit legen wir alle NK aus Kostengründen simpel per qm um), zusätzliche Kosten/Arbeit für Steuerberater (falls, wie zu lesen, Gewerbegründung notwendig) werden wohl auch anfallen.
Hier nun die Fragen, die mir derzeit so durch den Kopf gehen, an die Experten im Forum (leider geben auf solche Fragen die Webseiten und Hochglanzprospekte von Senertec und sonstigen Anbietern wenig Auskunft):
1. Wie schätzt Ihr das Gesamtprojekt nach o.g. Infos ein. Wenn positiv, dann welche Dachs-Kombi?
2. Wie wird der Stromeigenbedarf/Überschüsse ermittelt? Unser erzeugter Jahresstrom ./. Eigenverbrauch = Überschuss. Rest Eigenbedarf? Oder wird permanent während des Betriebs gemessen und wir müssen, wenn der Dachs nicht läuft (Sommer), den Strom weiterhin normal von den Stadtwerken kaufen?
3. Wie kommen viele hier im Forum auf Laufzeiten von über 5000 Std p.a. ? Mit Schwimmbadbeheizung o.ä. im Sommer? Wenn ich 8 Monate als Heizperiode annehme, müsste der Dachs in dieser Zeit durchschnittlich fast 21 Std pro Tag laufen. Ist das realistisch? Im Sommer würde ja nur die Altheizung laufen und WW machen. Man kann ja leider nicht schon an wärmeren Tagen den Heizbedarf für den Winter vorab erzeugen und speichern.
4. Diesbezüglich frage mich auch, wie der Berater bei 12,5 kw Wärmeerzeugung des Dachs zur Behauptung kommt, dass meine Altheizung (36kw) wohl nur noch selten zuschalten wird. Kann man die kw-Bedarf des Dachs für Wärme nicht mit den kw einer Heizung vergleichen? Ich nehme mal an, dass eine neue Heizung für 600qm in Spitzenzeiten wohl sicherlich 48-52 kw haben müsste(?). Diese Leistung würden Dachs + Altheizung ja gerade so zusammen (48,5 kw) bringen.
5. Macht es ggf. Sinn bei unserem Bedarf ein anderes (ggf größeres) BHKW anzudenken und ist es wirklich so (habe, ausser bei Senertec , keinerlei Preislisten im Netz gefunden), dass andere BHKWs wesentlich günstiger sind?
6. Das HH2 liegt auf einem anderen Grundstück/Adresse mit Zugang und Strombelieferung von anderer Strasse. In diesem Haus sind nun hauptsächlich die Büros der Firma, in der ich arbeite und die ich gerne mit Strom beliefern würde. Könnte dies ein Problem darstellen? Müsste ich die komplette Stromzuführung ändern, über den BHKW-Standort führen und die derzeiten Stromzähler dann als Unterzähler nutzen?
Vorab schon mal herzlichen Dank an Alle, die sich die Mühe machen, sich in die Situation reinzudenken und mir antworten.
Beste Grüsse
Thomas