Modernisierung in einer WEG (125 Parteien)

  • Hallo zusammen,


    bin hier im Forum recht neu und hoffe bei euch viele Antworten rund um das BHKW bzw. den Betrieb eines BHKW zu bekommen. Habe mich in einigen Threads bereits etwas schlau gemacht, aber so richtig aufgeklärt bin ich leider noch nicht.
    Ich bin Miteigentümer einer WEG mit insgesamt 125 Wohnungen. Diese sind auf 7 nebeneinander geordnete Häuser ( Baujahr 1972) verteilt. Wir habe in unserer Heizzentrale zwei Gaskessel mit einer Leistung von jeweils 430 KW stehen. Der 1. Kessel ist zu ca. 90% ausgelastet und der andere Kessel steht sich mit einer Auslastung von ca 10% eigentlich nur kaputt. Unser jährlicher Gasverbrauch liegt bei ca. 1.300.000 kWh mit ungefähr 87.000 Euro Kosten. Das Warmwasser wird bei uns dezentral über Durchlauferhitzer erzeugt und eine Umrüstung auf eine zentrale Warmwasserversorgung ist nicht zu vertreten.
    Ein Energieberater war bereits vor Ort und hat ein Gutachten erstellte, welches für viele Fragen gesorgt hat. Das aufgeführte Heizkonzept des Beraters sieht eine Pellet-Heizung mit 415 kW (Spitzenlastkessel) , sowie ein BHKW mit 50 kW (Grundlast) Leistung vor. Meine Pauschale Frage ist natürlich, ob sich das BHKW lohnt oder nicht. Hat jemand von euch Erfahrungen mit dem Betrieb eines BHKW in Eigentümergemeinschaften (Fiskus, Betriebskostenrechnung, Wartung/Betreuung)?? Eventuell werden wir statt der Pellet-Anlage einen Brennwertkessel installieren wollen, da wir für die Pellets noch für ca. 85.000 Euro Lagerraum schaffen müssten.


    Die Nutzung des erzeugten Stroms ist ebenfalls ein Problem. Alle Häuser haben einen eigenen Hausanschluss. Die Heizzentrale befindet sich in dem Keller von einem der äußersten Häuser (stehen fast in einer Reihe). Hier würde man höchstens den Strom für die Beleuchtung des einen Hauses (ca. 1500 kWh) und den Strom für die momentan vorhandenen vier Pumpen ( 5.000 kWh) nutzen können, der Rest müsste an den Netzbetreiber geliefert werden. Der Energieberater rechnet mit einer Auslastung von 8.000 h und einer Stromerzeugung von ca. 44.0000 kWh. Hier wird von einem permanenten Betrieb ausgegangen. Da aber im Sommer so gut wie kein Heizbedarf bestehen sollte, kann die Rechnung mit den 8.000 h doch nicht aufgehen. Hier wären doch ca. 5000 h realistischer, oder.


    Nach soviel geschreibsel nochmal meine Zusammenfassung der Fragen. Kann bei den Eckdaten ein BHKW überhaupt so falsch sein. Worauf muss ich achten, wenn ich einen Fachmann vor Ort befrage (will mir ja keinen Blödsinn erzählen lassen, nur damit wir kaufen)? Wie ungünstig ist die Situation im Bezug auf den erzeugten Strom, denn die gesamte Wohnanlage inkl. Tiefgarage verbraucht jährlich ca. 50.000 kWh?


    Für eure Antworten möchte ich mich bereits im Vorfeld bedanken.


    MfG
    Sebastian

  • Hallo Eusebio
    Herzlich willkommen hier im Forum :thumbup:


    Wenn sich bei dir kein BHKW lohnt fress ich einen Besen ( aber quer)
    Man sollte auf jeden Fall versuchen den Strom selber zu nutzen, auch wenn der Instalations Aufwand etwas höher ist. Natürlich gibt es auch Grenzen.


    Nagut 8000h Laufzeit ohne Warmwasser das sehe ich als fraglich an. Daher das BHKW größer wählen und den Spitzenlast kessel so lassen.


    Die Efezents ist bei größeren Anlagen besser ( mehr Strom weniger Wärme)


    Sagen wir die Heizperiode ist 7 Monate lang (5040h) danach würde ich das BHKW in der thermischen Leistung auslegen so hat man mehr davon als mit dem auf dem ersten Blick zu kleinen BHKW.

    Mit Energie geladenen Grüßen aus dem Teufelsmoor.
    Nicht nur privat bin ich von hocheffizienten BHKW überzeugt.
    Vom Hobby zum Beruf gekommen bin ich seit einigen Jahren auch Angestellter der MWB AG und seit Februar 2014 bei RMB Energie GmbH

  • 1. Durch das neue KWKG ist es hochinteressant, den Strom selbst zu verbrauchen. Ob ein tatsächlicher physikalischer Zusammenschluss notwendig ist oder eine Zählerverrechnung ausreicht, muss genauer untersucht werden, wobei auch der Zusammenschluss sehr interessant sein durfte (und keine Unsummen kostet).


    2. Die Warmwasserbereitung kann auch dezentral über die Heizung erfolgen (Platten-WT statt E-Durchlauferhitzer), hat sich in der Praxis gut bewährt.


    3. Grundsätzlich ein wirtschaftlich und ökologisch hochinteressantes Projekt. Nächster Schritt sollte eine belastbare Voruntersuchung sein, bei der alle relevanten Fragen entscheidungsreif geklärt werden. Die ersten Aussagen des Energieberaters reichen dazu noch nicht aus.


    Gruss
    Horst Bernauer BET

    BET Bernauer EnergieTechnik, Lange Strasse 11, D-71063 Sindelfingen

  • Erfahrungswerte:


    Wir haben vor einer Woche ein BHKW in einer ähnlichen Konstellation in Betrieb genommen. Dort (64 Häuser) wurde eine Wärmeversorungs-GmbH gegründet, jeder der 64 Hauseigentümer ist Gesellschafter. Die GmbH ist Betreiberin des Heizwerks, die Lieferung erfolgt über Wärmelieferverträge (keine Heizkostenabrechnung). Funktioniert dort seit 1974 ohne grossen Aufwand als reines Heizwerk, jetzt erweitert mit BHKW .


    Gruss
    Horst Bernauer BET

    BET Bernauer EnergieTechnik, Lange Strasse 11, D-71063 Sindelfingen

  • Hallo Eusebio,


    dass nenn ich doch mal ein ordentliches Projekt :D


    ...und schliess mich GB

    Zitat

    Wenn sich bei dir kein BHKW lohnt fress ich einen Besen ( aber quer)


    vollkommen an...ich nehm dann wohl das Kehrblech ))))


    Erstmal vorweg....
    Ihr habt eine Objekt mit 1.300.000 kwh Bedarf und der Energieberater schlägt folgendes vor?

    Zitat

    Das aufgeführte Heizkonzept des Beraters sieht eine Pellet-Heizung mit 415 kW (Spitzenlastkessel) , sowie ein BHKW mit 50 kW (Grundlast) Leistung vor


    nun ja,
    Pellets sind immo sehr in Mode...klar, preislich attraktiv (zumindest zu den Sommer-Öl-Preisen)...ob das auch langfristig so bleibt? Es gibt ja schon Pelletverkäufer die eine 10-jährigen Festpreis anbieten...wenn dem so ist (und das versprechen nach 3-4 Jahren noch was wert ist) sicherlich gar nicht schlecht. Das könnte auch Mehr-Invest in Lagerraum gerechtfertigen.


    Das der Berater schonmal was von BHKWs gehört hat ist gut,
    aber irgendwie haun die Zahlen doch nciht ganz hin.
    Es soll eine thermische Leistung von 50kw haben?

    Zitat

    Der Energieberater rechnet mit einer Auslastung von 8.000 h und einer Stromerzeugung von ca. 44.0000 kWh


    Das passt irgendwie nicht
    Bei 44.000kwh durch 8.000 h würde 5,5kw elektrishce Leistung bedeuten...also exakt dem vom Dachs.
    Dachs hätte aber nciht die thermische Leistung....und wäre hier wohl auch fehl am Platz.
    Also was soll das für nen Gerät sein, was ein Verhältnis von rund 1:10 elektrisch:thermisch hat?


    Zitat

    Da aber im Sommer so gut wie kein Heizbedarf bestehen sollte, kann die Rechnung mit den 8.000 h doch nicht aufgehen. Hier wären doch ca. 5000 h realistischer, oder.


    Hier geb ich Dir vollkommen recht...
    Ich würde mit ca. 6.000 Stunden rechnen.


    Mit welcher Verbesserung der Anlageneffizienz rechnet der Berater?
    ...also was sollt ihr danach an Brennstoffeinsatz haben (kwh?)
    Mir kommen auf den ersten Blick die 415+50=465 kw Leistung ein klein wenig knirsch vor...aber eigentlich gut, wenn eine Anlage nicht überdimensioniert wird...und wenn nen bissl Einsparung hinzu kommt, dann wirds wohl langen.


    dann noch was technisches
    ...Umstellung auf zentrale WW-Versorgung wär wirklich nicht schlecht.
    Gut, Du sagst ist nicht vertretbar...manchmal gibts aber wirklich machbare Lösungen...extra-Kanal im Treppenhaus ist nicht so aufwendig, z.B. wenn Bad von da rel. leicht zugänglich ist. Oder auch Polsprungs-Variante. Checkn würd ich das mal lassen.


    nun mal zu den anderen

    Zitat

    Hat jemand von euch Erfahrungen mit dem Betrieb eines BHKW in Eigentümergemeinschaften (Fiskus, Betriebskostenrechnung, Wartung/Betreuung)??


    Alles machbar..hier gilt's das richtige Konzept auszuarbeiten.
    ...selber als Eigentümergemeinschaft, oder als contracting Unternehmen, oder externe contractor...viele Möglichkeiten
    Wartung und Abrechnung ist wenn mans selber macht (also die Gemeinschaft) überhaupt kein Ding...
    Am ehesten mit Aufwand verbunden....Du kannst keinen Mieter zwingen Deinen Strom zu kaufen....aber bestimmt mit etwas Überzeugungsarbeit hinzubekommen. (letztlich kann auch er sparen)
    ...gleiches gilt für Wärmelieferverträge durch externe...da haben leider manche Schindluder getrieben und den Ruf versaut. Macht die Sache komplizierter...also komplizierter um es hinzubekommen...aber alles irgendwie machbar..und wenns läuft kein Problem.


    Auch nicht zu Unterschätzen...so manch Eigentümerversammlung...da wird um endlich mal ne Lösung zu haben auf was "einfaches" gedrängt. und oftmals das billigste... (nicht passendste)


    Strom sollte UNBEDINGT selber soweit wie möglich genutzt werden.
    Entweder, durch direkte Verdrahtung...oder wenn möglich auch nur durch Verrechnung (so wie schon von polsprung benannt)


    kurzum
    - auf jedenfall was richtiges für BHKW
    - WW, wäre nett...wenn nicht, immernoch schön
    - Fragen, was die Zahlen bedeuten (Diskrepanz elektrischer zu thermischer Leistung)
    - KONZEPTE erstellen lassen


    Ich hab mal geschaut...m.E. wäre sogar ein noch größeres BHKW sinnvoll.
    Bei 125 Mietparteien sollte eine ordentliche Grundlast (elektrisch) vorhanden sein...selbst die Durchlauferhitzer dürften sich bei der Masse nicht so negativ auswirken (werden ja nicht alle gleichzeitig den Hahn aufdrehen) so dass die Grundlast sogar noch gesteigert wär.
    Ich denke, selbst 50kw elektrisch wären nicht zuviel, als das sie nicht zum großen Teil sinnvoll im Haus verwendet würden.
    die 50kw...würde da schon 100kw thermische Leistung bedeuten (<-evt auch weniger, bei der Größenordnung)
    Dies würde die Laufzeit etwas absenken, aber ich geh da immernoch von deutlich über 5.000h aus.


    ...nebenbei passen 50kw und >5000 h so gut, weil max Förderung :D


    Bei der Größenordnung,
    sollte das alles wohl schon ein Profi übernehmen...also Gesamtkonzept erstellen lassen
    Das darf hier sogar schon was kosten *raunen ind der Eigentümerversammlung*...aber es lohnt sich.
    Ihr seit die Arbeit los und kriegt was ordentliches und nicht nur was halbgwalgtes...und holt die Kosten dann ganz locker wieder rein.

  • Hallo,


    firestarter: Das eingeplante BHKW ist ein DACHS. Der Energieberater hatte uns eventuelle Planungen mit der Firma Senertec als durchaus sinnvoll deklariert. Die Berücksichtigung des BHKW fand aber nur statt, weil wir während der Ortsbegehung eine solche Variante angeregt haben. Nicht, dass er sich auf dem Gebiet nicht auskennt, nur hatte ich den Eindruck, dass er dies als nicht lohnenswerte Alternative angesehen hat.


    Des Weiteren möchte ich mich erstmal für eure Antworten bedanken. Wir müssen mal sehen, ob wir hier in der Umgebung einen Fachmann finden, der auf jeden Fall Ahnung hat und seine Kunden auch nicht übern Tisch ziehen will. Sollte jemand von euch darauf brennen bei uns in der Lage was bauen zu wollen und möchte demensprechend gerne ein Angebot agbeben kann er sich gerne bei mir melden.


    Eventuell kann ich aus dem Gutachten ein paar Seiten zusammenfassen und hier veröffentlichen. Muss mich da nur mal mit den Vorgaben des Beraters beschäftigen (Veröffentlichung nach Zustimmung usw.)


    Einen schönen Sonntag noch
    Sebastian

  • 125 Wohnungen und EIN DACHS @:pille ^^|__| :-)_:-) ^^|__|


    (ein guter Senertec-Verkäufer würde da sicher nicht uneigennützig mind. ne 7er-Kaskade verkaufen :diablo: )



    |__|:-)
    Lass Dir bei dieser Größenordnung von einem unabhängigen Energieberater der sich in der Materie auskennt eine Berechnung machen. Das BHKW sollte in jedem Fall so dimmensioniert werden, dass es (in Eurem Fall ohne Warmwasser) ca. 5000-5500Bh läuft. In dieser Dimmension ist gewährleistet, dass es die maximale Förderung gibt, sich eine voraussichtlich ordentliche Rentabilität einstellt und nicht zuviel Potential an den Spitzenlastkessel verschenkt wird.
    |__|:-)


    Grüße


    Bruno

    Ich bemühe mich, garantiere aber keine Vollständigkeit und Richtigkeit, Beiträge ersetzen keine Steuer- oder Rechtsberatung!
    Ich Unterstütze den gemeinnützigen Gedanken dieses Forums und dessen gemeinnützigen Verein, der sicher nix gegen eine Spende hat, wenn ihm hier geholfen wurde.

  • Das Ganze ist eine Optimierungsaufgabe, bei der eine Menge von variablen Parametern abzuklären ist. Ohne eine solche vorherige Abklärung kann ein BHKW-Projekt nicht belastbar bewertet werden; dazu gehören vor allem detaillierte Variantenvergleiche mit Simulationsrechnungen und Laufzeit- und Pufferspeicheroptimierungen, Energiebilanzen, Investitionskosten-und Wirtschaftlichkeitsberechnungen.
    Ohne detaillierte Wirtschaftlichkeitsberechnung der verschiedenen Varianten fehlen jegliche Entscheidungsgrundlagen. Die Varianten könnten so aussehen:


    V 1
    Wärme: 2x Brennwertkessel Gas NEU
    Strom: unverändert


    V 2
    Wärme: 1x Pelletkessel NEU, 1x Brennwertkessel Gas NEU
    Strom: unverändert


    V 3a
    Wärme: 1x BHKW klein NEU (5-20 kWel), 2x Brennwertkessel Gas NEU
    Strom: Nutzung nur im Gebäude der Heizzentrale, Rückspeisung Überschuss ins Netz, Verbraucher unverändert


    V 3b
    Wärme: 1x BHKW klein NEU (5-20 kWel), 1x Pelletkessel NEU
    Strom: Nutzung nur im Gebäude der Heizzentrale, Rückspeisung Überschuss ins Netz, Verbraucher unverändert


    V 4a
    Wärme: 1x BHKW grösser NEU ( 40-50 kWel/80- 110 kWth), 1x Brennwertkessel Gas NEU
    Strom: Nutzung nur im Gebäude der Heizzentrale, Rückspeisung Überschuss ins Netz, Verbraucher unverändert


    V 4b
    Wärme: 1x BHKW grösser NEU ( 40-50 kWel/80- 110 kWth), 1x Brennwertkessel Gas NEU
    Strom: Nutzung in allen Gebäuden, Rückspeisung Überschuss ins Netz, Restbezug vom Netz, Verbraucher zusammengeschlossen



    Wesentliche Inhalte sind:


    - Simulationsläufe/ Geordnete Jahresdauerlinien Wärme/ Energiebilanzen
    - Technische Realisierung, v.a Schall, Heizungshydraulik, Aufstellung, Einbringung, Netzanschluss Strom, Pufferspeicher, Regelungstechnik, WWB, Stromzusammenschluss, Pelletslagerung + -anlieferung
    - Invest + Wirtschaftlichkeit, einschl. Förderung, Steuereinsparungen, Wartung+Instandhaltung, Kapitalkosten , Brennstoffkosten, Strom-Restbezug, Vergütung Einspeisung Überschussstrom, Mineralölsteuer-Rückerstattung BHKW , Verwaltung+Betreuung etc.



    Aloa
    Horst Bernauer BET

    BET Bernauer EnergieTechnik, Lange Strasse 11, D-71063 Sindelfingen

  • Hallo,

    Das schönste was ich da mal gesehen habe war ein FW-Netz mit 4 MW und 3 HEL-Senertecs.....


    Naja, immerhin dürften die Dachse den Strom für die Feuerung und die Pumpen erzeugt haben! :thumbup:


    Ein Dachsverkäufer wollte den Dachs auch nicht bei mir im EfH einbauen, sondern in die Heizzentrale im Betrieb (auch so 1000Kw)
    Argument: Damit kann man den Heizkessel immer schön auf Betriebstemperatur halten, dann muß der nicht sooft starten! |:-( ^^|__|


    Gruß Dachsgärtner

    Besser ein kleines Kraftwerk im Keller...
    ...als eine große Stromrechnung im Briefkasten!