BHKW - Rapsöl - Wirtschaftlichkeit

  • Hallo zusammen!!


    Darf ich mich erstmal kurz vorstellen : bin 25 Jahre jung, und habe im Juli diesen Jahres meinen Techniker-Elektrotechnik Fachrichtung "Energietechnik" mit Erfolg abgeschloßen. Anschließend bei einem großen Energieversorger meine neue Arbeitsstelle angetreten. Mein Geschäftsfeld erstreckt sich über die gesamte "Wärme". Sprich die BHKW's gehören nun auch zu meinem alltäglichen "Geplänkel"*g.


    Soviel dazu, nun aber mein eigentliches Problem. Bin beim Googlen auf diese nette Forum gestoßen und es scheint mir das auch im privaten Bereich rund um's Thema BHKW doch ein reges Interesse herrscht.


    Es ist soweit und ich darf mein erstes BHKW planen und das auch schon mit Rapsöl!!!




    Mein Problem, ich habe so gut wie noch nie eine Wirtschaftlichkeit eines BHKW's berechnet. Bzw nur gegoogelt und etliche Berechnungen gefunden jedoch nix was einen strukurierten Plan / Vorgehensweise angeht.


    Habe inzwischen die ganzen Gebäude Daten aufgenommen, wie z.B.Heizung, Wärmebedarf , Jahresstrombedarf, Ölverbrauch, etc.


    Des Weiteren habe ich den Verbrauch von 2500 L Heizöl in elektrische Arbeit = 25000 kWh umgerechnet, was ja nicht schwer ist.


    Ich hab davon gehört das ein BHKW so ab etwa 4000 h wirtschaftlich sein / laufen soll.


    Teile ich nun die 25000 kWh durch die 4000 h komme ich auf eine Leistung von 6,25 kW. Somit würde ich persönlich ein 5 kW BHKW in Aussicht stellen.


    So und nun hörts auf mit dem Wissen, wo geht's nun weiter.????


    Wenn einer von euch einen Plan hätte bzw 'n gescheiten Ansatz wie ich die ganze Sache am besten angehen könnte? - Das wäre mir schon eine große Hilfe! *thx

  • Moin und willkommen im Forum.


    also dein Ansatz ist nicht ganz richtig - in diesem Sonderfall zumindest.


    Das BHKW wird doch mit Rapsöl das heist auf Basis der EEG Vergütung betrieben bzw. soll so betrieben werden.


    Damit Speist man in der Regel voll ein, deswegen kannst Du den elektrischen Teil für dein Haus ausblenden!


    Nur der Wärmeverbrauch des Hauses ist wichtig, als Faustregel 1/3 ist Grundlast und dafür soll das BHKW schuften.


    MfG


    PS: sorry bin mit dem Umrechnen in elt Energie durcheinander gekommen - nenne die 25000KWh Wärmebedarf dann stimmts.
    Aber der Heizwärmebedarf ist nicht einfach so pauschal zu berechnen - was ist jetzt für ne Heizung verbaut, das würde helfen.

  • also im Heizungsraum befindet sich ein Brenner mit 35 kW und der Kessel hat ne Leistung von 29-45 kW.


    Ölverbrauch: 2500 L / (ausgelegt wurde das Gebäude auf 10.000 Liter )


    Stromverbrauch : 130 000 kWh


    zu beheizende /versorgende Fläche : ~ 160 m2

  • Um Himmels Willen was machen die mit dem Strom 130000Kwh :diablo: bei 160m² ???


    Wie wird das Objekt genutzt ?? Sieht nicht wie ein Wohnhaus aus und damit ergeben sich auch ganz andere Rahmenbedingungen für Heizung und WW.


    MfG

  • Nu wirds mist - zumindest für meine Bescheidenen Kenntnisse.


    Aber wir können ja schonmal Vorarbeit für die Profis machen!!


    gibt es eine Jahreskennlinie für Heizung und Klimaverbräuche - warscheinlich ist die Heizung nur im Winter an, Warmwasser wird nur selten und sehr wenig gebraucht aber die Klima und Gefrier/Kühlgeräte laufen permanent?? Ich nehme ausserdem an das die Kühl/Gefriergeräte einzeln am Strom hängen oder gibts ne Zentrale Kühlungsanlage.


    Warum soll es unbedingt Rapsöl sein??


    MfG

  • Die Sache mit dem Rapsöl kommt vom Tankstellenbetreiber selber*g. Daher kommt scho mal Gas gar nicht in Frage ;-).


    Die Tanke ist von 6 - 22 Uhr an 365 geöffnet. Dementsprechend sind die Kühlgeräte und die Innenbeleuchtung so gut wie immer an.


    Leider verfüge ich über keine Jahreskennlinie für Heizung oder Klimverbräuche.


    Eine zentrale Klimaanlage ist dort nicht zu finden.


    ......

  • Das Problem ist simpel aber fatal - ein BHKW produziert 1/3 Strom und 2/3 Wärme.


    Wohin mit der Wärme wenn im Sommer die Klima und Kühlgeräte auf Hochtouren laufen??? Praktikabel wäre ein BHKW welches kälte erzeugt - das gibts, aber wenn die Kältegeräte nicht zentral gespeist werden geht auch das nicht.


    Also kommen wir zurück zum reinen BHKW Betrieb, 6 bis 22 Uhr klingt nicht schlecht. Wird die Heizung bislang im Sommer abgeschalten und gibts dazu evt. ein Datum?? Ansonsten brauchen die Profis sicher die Postleitzahl für die Jahrestemperaturkurve der Region.


    MfG


    PS. bitte wälze auch mal das EEG, denn ich war der Meinung dort stände drin das PÖL und fossile Brennstoffe nicht auf dem selben Betriebsgelände gelagert werden dürfen - ob das für ne Tanke gilt??? Deine Rechtabteilung sollte das aber auch wissen!!

  • oh, wegen der Lagerung, daran habe ich no gar ne gedacht. thx



    Aber was die Kühlung angeht, diese wird nicht benötigt. und meine Postleitzahl lautet 87600. Tiefstes Allgäu.


    Gibt's es nicht ne art software oder so, mit der ich die Wirtschaftlichkeit / Ertrag berechnen kann??

  • Nö, eine software ist mir nicht bekannt.


    Einfach die 2500 liter Heizöl über die Jahrestemperaturkurve der Region legen (Flächeninhalt), dann kannst du die Laufzeiten der Heizung abschätzen und damit die voraussichtlichen Laufzeiten des BHKW berechnen.


    Dann sind zwar schätzungen - aber recht genau.


    MfG

  • und wenn ich die Menge Öl 2500 L in kwh umrechne , sprich wie vorhin scho beschrieben, komme ich auf eine kW leistung was des BHKW haben muss von ca. 6.25 kW bei 4000 h laufzeit


    deswegen nehme ich ja 5 kW weil mir des realistischer vorkommt.

  • Hallo Ince,
    also ich würde mal anders rechnen:
    Wenn das Objekt bisher 2500 Liter verbraucht hat bedeutet das, dass z.B ein Heizöldachs damit bei 1,8 Liter Verbrauch in der Stunde auf knappe 1400 Stunden Laufzeit im Jahr kommt.


    In 1400 Stunden werden ca 7420 KW/h Strom und gute 14000 KW/h Wärme produziert. Um den Wärmebedarf der Tanke zu decken wird sich die Laufzeit noch etwas erhöhen (geschätzt ca 250 Stunden).


    Mit anderen Worten: Um nennenswert von den 130.000 kw/h Strom runter zu kommen ist der Wärmebedarf zu gering. Dann kommt noch hinzu, dass ein Rapsöl-BHKW in der kleinen Größe sehr wartungsintensiv ist und die Stromproduktionskosten relativ hoch sind. Sinn könnte es dann machen, wenn das EVU die 130.000 kw/h per Lastgangmessung abrechnet. Da könnte man mit dem BHKW das Leistungsmaximum glätten.



    Interessant könnte es dann werden, wenn sich in der unmittelbaren Nachbarschaft ein Wärmeabnehmer findet um längere Laufzeiten zu erzielen..


    Noch ein Punkt? Gibt es vll eine Waschplatz oder Waschanlage, die elektrisch Heißwasser bereitet? Wenn ja könnte man da eventuell was umrüsten um den Strombedarf zu senken und den Wärmebedarf zu erhöhen?


    AxelF

    Wikipedia: ICH WEISS ALLES!


    Google: ICH HABE ALLES!


    Internet: OHNE MICH GEHT NICHTS!


    Strom: ACH WIRKLICH ???!!!

  • Das ist auch der Ansatz den ich sehen würde.
    Elektrische Wärmeerzeuger auf eine zentrale Wärmeversorgung umstellen, sowie andere Wärmeabnehmer in der Nähe suchen.
    Das die Heizlast so niedrig ist wird jetzt schon an den vielen elektrischen Kühlanlagen etc. liegen.
    Da wird so viel Wärme abfallen das nur im tiefen Winter geheizt werden muss.
    Ich würde das unbedingt mal nachprüfen, jetzt steht ja die kalte Jahreszeit bevor in der man das nachprüfen kann.
    Wenn dem so ist wird es immer dunkler für ein BHKW .
    Dann ist wirklich die einzige Möglichkeit möglichst viele elektrischen Wärmeerzeuger zu ersetzen.


    Und das wird wenn ich mir die Tankstelle gegenüber so ansehe nicht einfach.
    Die sind von den Gesellschaften alle gleich ausgestattet und verpflichtet sich an deren Vorgaben zu halten.


    Aber laß dich nicht entmutigen, erst einmal Daten sammeln und die Umgebung erforschen,
    evtl. gibt es ja eine einfache Lösung.


    Bernd

    Wer einmal fragt, wirkt für einen Moment dumm, wer es nie tut, bleib es sein Leben lang

  • Moin Moin,


    Jo genau das isses was ich sagte - Du bekommst die Wärme unter den derzeitigen Bedingungen nicht weg!!!


    Auserdem kannst Du nicht mit 6 oder 5 KW rechnen, denn ein solches BHKW gibt es am Markt nicht!!! Das kleinste Gerät wäre wohl der Dachs RS wenn ich nicht irre hat der 12KW Therm. also doppelt so groß als von Dir berechnet.


    Wenn Du nun wüsstest ob die derzeitige Heizung im Sommer abgeschalten bleibt, meinetwegen von Juni bis August, dann würde sich der Verbrauch von 2500Litern/25000Kwh auf die Monate September bis Mai verteilen. Das in die Jahrestemperaturverteilung eingeklimpert und Du kannst ca. die Laufzeiten der Heizung nachvollziehen und damit die Laufzeiten des BHKW abschätzen.


    Und trotzdem ist das BHKW zu groß. Bitte bedenke auch folgendes - ein Raps BHKW sollte niemals richtig auskühlen, also bei Stillständen länger 24h gibts echte Probleme.


    Zur Wirtschaftlichkeit habe ich grundlegende Bedenken weil
    1- für den eingespeisten Strom gibt es reichlich 18Cent, gekaufter Strom kostet in dieser Größenordnung warscheinlich um die 16Cent oder weniger - also wäre Selbstverbrauch eine Art Geldverbrennung
    2- bei Volleinspeisung würden in 1500Stunden ca.18000KWH Wärme und 7950KWh Strom produziert dementgegen stehen 2700Liter Rapsöl zu derzeit 90Cent


    Nun kannst du die Konstellationen selber durchrechnen!


    Ich schließe mich Axel und Bernd voll und ganz an - wenn es einen weiteren Wärmeabnehmer gäbe sähe die Sache sehr viel besser aus (aber auch nur bei Volleinspeisung)


    Mfg