Was genau „Habecks Irrsinn“ sein soll, bedarf noch einer genaueren Erklärung

  • ASeitzinger meinte letztens offtopic: "Was genau 'Habecks Irrsinn' sein soll, bedarf noch einer genaueren Erklärung."


    Es ist vielleicht wirklich mal Zeit für eine Zustandsanalyse. Vor ca. 2 Jahren gaben Politiker aller Parteien dem Bhkw-Forum wohlwollende Interviews zum Thema KWK . Was ist davon übriggeblieben? Welche Maßnahmen der deutschen Regierung wirken derart abschreckend im Ausland, dass sie im Endeffekt sogar kontraproduktiv sind?


    "Follow the Science" ist pervertiert worden durch ein "Follow the Guru".

    Haben anfangs die Ökonomen Argumente für ein Weiterso trotz Klimawandel geliefert, liefern jetzt Klima-Gurus Argumente für eine Endzeitstimmung.
    In schlechten Demokratien "prostituieren" sich Wissenschafter genauso wie Politiker, einfach weil beiden die Existenzalternative fehlt. Aber auch die KWK-Betreiber unter uns sind Subventionsempfänger und somit disziplinierbar. Wer wirklich die Klimaerwärmung stoppen will, muss den Fernseher aus und das Großhirn einschalten. ASeitzinger schob den schwarzen Peter China zu. Aber warum folgt die USA nicht unserem Vorbild, sondern hält trotz Energie-Umbau konsequent seine Energiepreise niedrig? Warum machen wir es nicht genauso?

  • Was genau 'Habecks Irrsinn' sein soll, bedarf noch einer genaueren Erklärung.

    Zuerst allgemein:

    Ich halte wenig davon, „Meinungskontrahenten“ zu Feinden zu stilisieren und/oder sie mit markigen Bezeichnungen zu diffamieren. Davon möchte ich mich ausdrücklich distanzieren.


    Ich gehe auch 100% mit Dir, dass in erster Linie der Verbraucher das CO2 verursacht, nicht der Staat, in dem das CO2 ausgestoßen wird. Aber genau hier zeigt sich auch die Inkonsistenz der Logik unserer Politik. Wir sorgen in Deutschland nur dafür, dass der Deck (nicht nur das CO2) nicht bei uns entsteht, auch wenn es durch die Verlagerung ins Ausland, global gesehen, viel schlimmer wird. Beispiel: Dass die Förderung von Lithium und Kobalt ökologische und humanitäre Katastrophen sind, das tangiert uns nur in Randnotizen. Hauptsache wir fahren hier sauber mit E-Autos (nebenbei: ich fahre selbst elektrisch).


    Unser Problem: Wir verschleudern unser Geld, unsere Ressourcen und unser Ansehen in der Welt mit plakativen und ineffizienten bis kontraproduktiven Maßnahmen und verlieren dadurch das Potential, wirklich etwas zu erreichen. Deutschland wird die Welt nicht aus eigener Kraft retten. Weder mit dem Abschalten von KKW, noch mit gender-gerechter Sprache in China oder Katar. Wir verlieren dadurch aber massiv an politischem Gewicht und nur mit diesem politischen Gewicht könnten wir was bewegen.


    Konkret zum Biogas:

    Es ist ja schön für die Biogasbetriebe, wenn der Preis dafür durch eine erhöhte Nachfrage steigt, wenn man aber die in Rede stehenden Energiemengen bilanziert, dann wird schnell klar, dass die Rechnung langfristig bei weitem nicht aufgehen kann. Deshalb ist es nicht zielführend, heutige Preise als Grundlage für Zukunftsentscheidungen zu nehmen. Es wird zukünftig einfach nicht genug Biogas geben, um den heutigen Gesetzen Folge zu leisten. Die Konsequenz wird sein, dass irgendwer, irgendwann, diese Gesetze revidieren wird. Für diese Prognose brauche ich keine Glaskugel, nur die Grundrechenarten zur Bilanzierung von Energiemengen.


    |__|:-)

    Der geistige Horizont mancher Menschen hat einen Radius von NULL. Das nennen sie dann Standpunkt.

    Nach dem Motto:

    Meine Meinung steht fest, verwirren Sie mich nicht mit Tatsachen!

  • Den schwarzen Peter schob ich eben nicht China zu.

    Ich schrieb: Menschen verbrauchen Ressourcen und emittieren CO2. Nicht Staaten.


    Die Emissionen, die wir immer China ankreiden, sind in Wirklichkeit unsere, weil wir da einen Großteil unserer Sachen herstellen lassen.


    Und wir liegen beim CO2 pro Kopf Faktor zwei über dem weltweiten Durchschnitt.


    Was ich den Grünen ankreide ist eine beschissene Kommunikation. Das mache ich aber schon lange.


    Wo man aber Irrsinn beobachten kann - und das schon laaaaange - das sind die künstlich hochgehaltenen Strompreise.


    Strom sparen war immer die Devise. Aber warum? Strom kann leicht und billig erzeugt werden. Die Devise muss also eher heißen: verbrauch den Strom, wenn er erzeugt wird.


    Das für die KWK in Immobilien keine Extrawurst gebraten wird, finde ich bedauerlich. Mehr aber auch nicht.


    Wenn wir 2045 CO2 frei sein wollen, dann ist es eben jetzt an der Zeit, damit anzufangen, keine CO2 emittierenden Heizungen etc mehr einzubauen. Oder dafür zu sorgen, dass sie mit einem immer geringeren CO2 Ausstoß arbeiten.


    Du darfst ja nach wie vor ein Micro-BHKW in Dein Haus bauen. Aber halt ergänzt mit einer Wärmepumpe. Und am Besten auch mit einer PV-Anlage, denn fossile Brennstoffe zu verjuxen, obwohl die Sonne selbst in D in 9 von 12 Monaten genug liefert, das ist irrsinnig.

  • Nicht unbedingt, er antwortete auf Deine Aussage und letztlich geht es ja um die Zukunft der fossilen Energieverwendung, die dann hoffentlich in KWK Anlagen zu den notwendigen Zeitpunkten geschiet. Selbstverständlich ist auch der Beitrag bluwi zutreffend, dass immer mehr Industrie abwandert und immer mehr im Ausland hergestellt wird ist auch eine Folge unserer "Energieknappheit" und der hohen Preise der Energie. Die Unternehmen reagieren darauf wie ein scheues Reh und flüchten.


    Meldungen wie "BASF gibt weitere Standorte in Deutschland auf" werden heute als normal betrachtet, sowie Meldungen "Industriestandort Deutschland schafft sich ab".

    Probleme werden Politisch ewig diskutiert bevor man faule Kompromisse schließt, Verschuldung steigt von Rekord zu Rekord, jeder Politiker macht nur noch auf Sozialmedia eine Optimierung seiner Werte, alles andere scheint niemanden zu interessieren.

  • Aber warum folgt die USA nicht unserem Vorbild, sondern hält trotz Energie-Umbau konsequent seine Energiepreise niedrig?

    Warum die USA ihre Energiepreise niedrig halten, hat eine ganz einfache Erklärung: Die US-Bürger (und natürlich erst recht die US-Unternehmen, die dort vermutlich 90% aller Wahlkampfunterstützungen zahlen) wollen das so.


    Aber zu Effizienz führt das nicht gerade. Das Brutto-Inlandsprodukt pro Kopf ist in den USA etwa 1,5 mal so hoch wie in Deutschland, aber sowohl der Energieverbrauch als auch der CO2-Ausstoß pro Kopf (letzterer trotz US-Kernkraft) sind mehr als 1,8mal so hoch. Jetzt kann man natürlich darüber diskutieren ob man pro Kopf für ein 50% höheres BIP einen 80% höheren CO2-Ausstoß in Kauf nehmen sollte (abgesehen von der Frage, auf wie viele Köpfe sich der statistisch höhere Wohlstand in USA am Ende tatsächlich verteilt). Aber das Beispiel USA zeigt jedenfalls (wenig überraschend), dass niedrige Energiepreise zu niedrigerer Effizienz und – trotz Atomkraft – auch zu einem überproportional hohen Ausstoß von Klimagasen führen.

    Warum machen wir es nicht genauso?

    Weil wir weniger Energieverschwendung und weniger Klimagase wollen.


    Natürlich darf man es damit nicht übertreiben – jedenfalls nicht so weit, dass wir damit unsere Wirtschaft abwürgen. Aber aus meiner Sicht sind Dinge wie überbordende bürokratische Vorschriften (jüngstes Stichwort in einer langen Reihe: Lieferkettengesetz) und eine seit mindestens 30 Jahren (jedenfalls außerhalb der neuen Bundesländer) auf Verschleiß gefahrene Infrastruktur weitaus stärkere Hemmnisse für unsere wirtschaftliche Entwicklung als hohe Energiepreise. Es kann schon sein, dass wegen hoher Energiepreise die eine oder andere Branche in unserem Land – insbesondere in der Grundstoffindustrie – langfristig nicht mehr wettbewerbsfähig ist. Aber unser Wohlstand kommt nicht von billiger Grundstoffproduktion, sondern von der Kreativität und Innovationsfähigkeit unserer (hauptsächlich mittelständischen) verarbeitenden Unternehmen. Wenn wir für solche Unternehmen in Deutschland ein Umfeld schaffen könnten, das auch nur annähernd so gut ist wie beispielsweise in Kalifornien, bräuchten wir uns über Energiepreise keine Sorgen zu machen.


    Wenn wir überhaupt im Sinne der Energiewende staatlicherseits an den Energiepreisen drehen, so müsste die eklatante steuerliche Benachteiligung des Stroms endlich aufhören – nicht nur für die energie-intensive Industrie (wo das immer schon galt), sondern für alle Bürger und Gewerbebetriebe. Beispielsweise Erdgas wird mit 5,5 EUR/MWh besteuert (und wir als BHKW-Betreiber kriegen davon noch 80% zurück). Aber der Bürger, der sich eine Wärmepumpe zulegt (was die Politik ja will), muss auf den Strom 20,5 EUR/MWh Stromsteuer zahlen. Angesichts mittlerweile 60% EE-Anteil am Strom (und hohen CO2-Abgaben auf die restlichen 40%) ist die – seinerzeit von Schröder/Trittin als "Ökosteuer" verkaufte – Stromsteuer ein klimaschädlicher Anachronismus, der längst abgeschafft gehört.

    |__|:-)

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Ich kann bisher nur zustimmen.

    Die aktuelle Ami Regierung würde gerne die CO2 erzeugenden Ressourcen reduzieren kann es aber nicht über den Preis machen ohne in den nächsten 30 Jahren nicht mehr gewählt zu werden. Aktuell werden die ee dort ja sehr stark gefördert, da der Zubau dort um einiges höher ist als bei uns.


    Unser Strom ist aktuell wie einige andere Dinge zu sehr besteuert, da die Politiker jeder Partei gerne Mal ineffizient plant oder der Fortschritt verschlafen wird... Das Steuergesetz ist im letzten Monat Mal wieder länger geworden anstatt wie eigentlich geplant kürzer...



    Wie man aber relativ schnell in vielen Regionen Strompreise senken könnte wäre wenn man in Deutschland mehrere Strompreise haben würde.


    Ein netter Artikel der FAZ dazu:

    https://archive.ph/B5BEi

  • Die USA machen vieles richtig. Investitionen sollten dort sprießen, wo sie die größte Wirkung entfalten. Das ist offenbar Windenergie in Texas und PV in Kalifornien und nicht umgekehrt. Bei 12cent/kWh hat dort jeder eine billige Luft/Luft-Wärmepumpe zum Heizen und Kühlen. Dafür ist keine Förderung nötig. Ob der gewaltige Steuerrabatt für grünes H2 zu genügend Innovation (ausländischer) Firmen in den USA führt, wird sich zeigen.
    Was unwirtschaftlich ist , wird dort offenbar einfach nicht gemacht, während es die Grünen bis in den Exzess subventionieren.


    Ökologisch und volkswirtschaftlicher Grüner Irrsinn ist meines Erachtens:

    1. Die Materialschlacht in deutschen Kellern durch Batteriespeicher - ein Beispiel für eine ökologisch schädliche Fehlallocation von Resourcen aufgrund staatlich überteuerten Stromes.

    2. Der endlose Zubau von Windmühlen in windärmeren Gebieten und trotz sinkender Volllaststunden

    3. PV auf West/Ost und Norddächern.


    Global zu denken, heisst eben die begrenzten Welt-Resourcen dort einzusetzen wo sie die meiste CO2-Wirkung entfalten. Daran erkennt man den Etikettenschwindel der Grünen. Es geht ihnen nur um ihr individuelles reines Gewissen. Lokaleres Denken gibt es nicht.

  • bkohl Teilweise findet Dein Beitrag meine Zustimmung.


    Aber warum Du das Belegen von Nord, Ost, West-Dächern unsinnig findest, das bitte ich dich näher auszuführen. Ein O/N/W-Dach liefert bei trübem Wetter - also da, wo es nicht eh schon reicht - genau so gut Strom wie ein Süddach. Und Dachflächen nach Süden sind begrenzt.


    Wenn Du also vorzugsweise Süddächer belegen würdest, gleichzeitig aber Batteriespeicher ablehnt, hast Du anscheinend die Leistungskurve aus den Augen verloren.


    Btw: so manche auf Enphase Mikrowechselrichter basierende Ost-West-Anlage meiner PV-Kunden läuft zu meinem Kummer besser als meine eigenen Süd-Anlagen in herkömmlicher String-Technik... Wird anscheinend Zeit, dass ich da modernisiere...

  • Global zu denken, heisst eben die begrenzten Welt-Resourcen dort einzusetzen wo sie die meiste CO2-Wirkung entfalten.

    Diesen Grundsatz unterschreibe ich zu 100%. Deshalb bin ich auch kein Freund des Ziels "100% CO2-frei", es sei denn im Sinne eines stretched targets (man muss 100% fordern, damit man wenigstens 60 oder 80% bekommt). Aber Hundertprozent-Lösungen haben es so an sich, dass man – um die letzten paar Prozent zu erreichen – fast immer mehr Aufwand und verhaltenstechnische Verkrampfungen auf sich nehmen muss als nötig waren um die ersten achtzig Prozent zu schaffen. In der Volkswirtschaft ist das als "Gesetz der abnehmenden Skalenerträge" bekannt (kam ursprünglich aus der Landwirtschaft beim Düngen), im Volksmund als "80/20 Regel". Deswegen wäre mir eine 80% CO2-Minderung bis 2035 lieber als eine (wohl ohnedies nicht erreichbare) 100% Minderung in 2045.


    Deine Beispiele gefallen mir allerdings nur zum Teil.

    Der endlose Zubau von Windmühlen in windärmeren Gebieten

    Richtig ist, dass unterschiedliche Regionen Deutschlands und Europas unterschiedlich gut für Wind- und PV-Strom geeignet sind. Hier nur die Erträge der Anlagen zu betrachten hielte ich allerdings für zu kurz gedacht, denn regional stark auf die besten Standorte konzentrierte Anlagen erfordern mehr Netzausbau als weiträumig verteilte. Aus meiner Sicht müsste die Förderung so angepasst werden, dass die volkswirtschaftlichen Gesamtkosten (also für Anlagen plus Netz, in der Summe aus Investition, Leitungsverlusten und Betriebskosten) minimiert werden. Das würde jedenfalls eine breitere Verteilung v.a. von Windkraftanlagen ergeben als die rein ertragsorientierte Betrachtung, auch wenn dann immer noch zweifellos die meisten Windanlagen in Norddeutschland und die meiste PV-Leistung in Süddeutschland installiert würde.

    PV auf West/Ost und Norddächern.

    Ob man PV-Anlagen auch auf Ost/West- und Norddächern installieren sollte, kann man m.E. getrost dem Markt überlassen. Auf unverschatteten Dächern mit mäßiger Neigung (<30%) kommt man mit einer Ost/West-Anlage locker auf 80% des Ertrages einer Südanlage: Das macht kaum mehr aus als der Unterschied zwischen einem teuren und einem günstigen Angebot. Bei geringer Dachneigung (z.B. unsere Dachgauben mit 5°N) sind selbst Nordanlagen – sofern unverschattet – nicht schlechter. Um hauptsächlich Strom ins Netz einzuspeisen wird das im übrigen kaum jemand machen, weil es sich nicht rechnet. Aber wenn jemand den entsprechenden Strombedarf hat (z.B. um eine Wärmepumpe zu betreiben und ein E-Auto zu laden) und ein Süddach nicht vorhanden oder nicht groß genug ist, was ist falsch daran eine PV auch auf nicht optimale Dächer zu legen?

    Die Materialschlacht in deutschen Kellern durch Batteriespeicher

    Im Moment ist es immer noch so, dass die meisten mit PV-Anlagen installierten Batteriespeicher sich gar nicht rechnen – d.h. die Amortisation der Anlage mit Speicher ist in den meisten Fällen länger als ohne. Da wird die Materialschlacht nicht durch staatliche Förderung – und auch nicht durch hohe Strompreise – getrieben, sondern hauptsächlich durch geschicktes Marketing.


    Aber langfristig halte ich häusliche Batteriespeicher keineswegs für eine Verschwendung von Ressourcen. Angenommen Batteriespeicher wären eines Tages wirklich günstig zu haben (sagen wir 250 EUR/kWh fertig installiert), dann könnte sich jeder Haushalt so ein Ding leisten und diesen bei variablen Strompreisen mit Hilfe elektronischer Steuerung (wie heute schon in unserem go-e Controller fürs E-Auto) auch netzdienlich betreiben: Und das völlig freiwillig, im eigenen Interesse und ohne Förderung. Wäre in zehn Millionen Haushalten je ein 4 kWh Speicher installiert, bringst Du damit mittags im Sommer 40 GWh PV-Strom weg, sparst Dir die gesamte abendliche Verbrauchsspitze (und damit womöglich den Betrieb von 10 GW Gaskraftwerken in der Residuallast) und kannst im Winter auch noch nachts – sonst abgeregelten – Windstrom für den Morgenkaffee einlagern. Aus meiner Sicht wäre so etwas eine sehr gute Ergänzung zum notwendigen Ausbau der Netze und Residuallast-Kraftwerke, könnte hier einiges an Investitionen sparen und auch viel EE-Fluktuation aus den Netzen nehmen. Und was die Ressourcen betrifft: Billige Hausspeicher wird man m.E. zukünftig nicht aus Lithium u.dgl. herstellen, sondern eher aus beliebig verfügbaren Materialien wie Natrium oder Eisen.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

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    4 Mal editiert, zuletzt von sailor773 () aus folgendem Grund: Präzisierung

  • Meldungen wie "BASF gibt weitere Standorte in Deutschland auf" werden heute als normal betrachtet,

    Leider ist das ja nur die Spitze des Eisbergs. In die Nachrichten gelangen nur die „großen“ Ereignisse. Es wird weitgehend übersehen (und dort wo es gesehen wird, wird es ganz einfach ignoriert), dass das große Industriesterben im Kleinen stattfindet. Bei 10tausenden von kleinen und mittelständischen Betrieben. Die suchen sich auf breiter Linie ausländische Zulieferer, was de facto eine Abwanderung von Industrie bedeutet, vor allem aber „UNTERLASSEN“ sie, anstatt zu „unternehmen“. Das die Betriebe nicht so wachsen, wie sie sollten sieht man genauso wenig wie die Betriebe, die nie entstanden sind. Die Gründe dafür sind vielfältig. Energiepreise werden gerne in den Vordergrund gehoben und bei manchen ist das sicher auch ein wesentlicher Faktor. Aber auf die gesamte Industrie bezogen ist das nur ein Element unter vielen. Letztlich reden alle nur darüber, dass der Mittelstand das Rückgrat unserer Wirtschaft sei und man redet auch darüber, dass man ihn stärken sollte, aber passieren tut halt fortwährend das Gegenteil.

    Wenn wir für solche Unternehmen in Deutschland ein Umfeld schaffen könnten, das auch nur annähernd so gut ist wie beispielsweise in Kalifornien, bräuchten wir uns über Energiepreise keine Sorgen zu machen.

    Bin 100% dabei.

    Wir sollte aber trotzdem bewerten, bei welchen Grundstoffen und Gütern wir zu 100% vom Ausland abhängen wollen.


    Da wird die Materialschlacht nicht durch staatliche Förderung – und auch nicht durch hohe Strompreise – getrieben, sondern hauptsächlich durch geschicktes Marketing.

    Hier würde ich widersprechen.

    Der Normalverbraucher kann die Wirtschaftlichkeit nicht selber berechnen. Das geschickte Marketing funktioniert nur, weil die politischen Vorgaben und Subventionen den Boden dafür bereiten.

    Der geistige Horizont mancher Menschen hat einen Radius von NULL. Das nennen sie dann Standpunkt.

    Nach dem Motto:

    Meine Meinung steht fest, verwirren Sie mich nicht mit Tatsachen!

  • Letztlich reden alle nur darüber, dass der Mittelstand das Rückgrat unserer Wirtschaft sei und man redet auch darüber, dass man ihn stärken sollte, aber passieren tut halt fortwährend das Gegenteil.

    Das ist ein Schlüsselsatz, der konform meinem Beitrag geht. Denn es ist das Vertrauen welches fehlt und zerstört wird.

    Investiert wird dort, wo man nach reiflicherer Bewertung die größte Change sieht, Gewinne einzufahren, denn nur darum geht es.

    Jeder sieht wie schnell in Deutschland Entscheidungen gekippt werden, wie unsicher es ist auf Zusagen zu bauen, die morgen schon nicht mehr wert sind.


    Wir sollte aber trotzdem bewerten, bei welchen Grundstoffen und Gütern wir zu 100% vom Ausland abhängen wollen.

    Was willst Du denn da bewerten, wenn z.B. BASF sagt, dass die Herstellung von Dünger in Deutschland unwirtschaftlich sei und man diesen nun im Ausland herstellen bzw. zu kaufen will ?


    Unsere Regierung will ja nun die Bewertung des Atomausstieg noch mal prüfen, wäre dies nicht vorher sinnvoller gewesen ? Wären wir nicht besser durch die "Energiekriese" mit den AKWs gekommen ?

    Hätten wir nicht jetzt eine bessere CO2 Bilanz mit den AKW`s ?

    Nun sollen schnell ganz viel Gaskraftwerke gebaut werden, ich hörte etwas von einer Sonderumlage dafür.

    Eigendlich wollten wir doch weniger Gas verbrauchen, soweit ich das verstanden habe.....


    Sieht der normale Bürger es denn ein, dass er seine Gasheizung abschaffen soll und andererseits entstehen Gaskraftwerke in großer Anzahl ?


    Deswegen wäre mir eine 80% CO2-Minderung bis 2035 lieber als eine (wohl ohnedies nicht erreichbare) 100% Minderung in 2045.

    Hast Du alles ( wie immer ) sehr schön lesbar beschrieben und erhält sicherlich von uns allen vollste Zustimmung.

    Gerade der Bereich Wärmepumpen zeigt doch wie es in Deutschland läuft, alles wird "verrückt gemacht" und dann wird zurück gerudert. Frei nach dem Motto was geht mich mein Geschwätz von gestern an.


    Die Wärmepumpenhersteller machen nun Kurzarbeit nachdem sie große Kapazitäten aufgebaut haben, die auch notwendig sind um die Energiewende zu realisieren. Nur hörst Du heute von fast allen, ist doch alles in Ordnung wir denken 2045 da noch mal drüber nach, bis dahin darf ich ja fossil und das Gas ist ja wieder da. Auch hier zeigt man allen wie es läuft, wie unzuverlässig die Regierungsaussagen sind. Dafür zeigt man auch wie das im "Maskenskandal" mit dem einstecken von Provisionen gelaufen ist, wie Milliarden Masken vernichtet werden und das eigendlich alles Chaos war und ist.


    Dann erwartet man von Firmen, dass sie Vertrauen haben sollen ?

  • Wir sollte aber trotzdem bewerten, bei welchen Grundstoffen und Gütern wir zu 100% vom Ausland abhängen wollen.

    Dies hängt davon ab, um welche Art von Ausland es sich handelt. EU-Staaten würde ich aus wirtschaftlicher Sicht schon mal gar nicht als "Ausland" betrachten. Was andere Staaten betrifft: Bei strategischen Gütern (damit meine ich alles, was zum Überleben und Funktionieren unserer Wirtschaft notwendig ist) sollten wir möglichst wenig von ausländischen Staaten mit zweifelhafter Verlässlichkeit oder gar politischem Erpressungspotential abhängen. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass wir noch bis 2022 beim Erdgas zu zwei Dritteln und beim Mineralöl zu fast 100% von genau dieser Art Staaten abhängig waren. Beim Gas ist dieser Anteil jetzt deutlich gesunken, aber beim Öl ist das immer noch so. Neben dem Klimaschutz ist das der wichtigste Grund, z.B. über die Elektromobilität und den Ersatz von Ölheizungen vom Öl wegzukommen (die chemische Industrie tut sich da deutlich schwerer). Aber soweit die Herkunftsstaaten verlässlich sind und die Verlagerung der Produktion von Gütern nicht zu gravierenden Nachteilen beim CO2 führt, hätte ich mit 100% Auslandsabhängigkeit kein Problem. Warum sollen wir nicht beispielsweise Primär-Aluminium zu 100% aus einem Land wie Island beziehen, wo der Strom CO2-frei aus Geothermie kommt – oder zukünftig leicht transportable Wasserstoff-basierte Produkte wie Ammoniak für Stickstoffdünger oder Methanol als Chemie-Grundstoff zu 100% aus Ländern mit Wasserstoff-Überschuss wie Chile oder Australien?


    Was mich bei Auslands-Abhängigkeiten viel mehr stört als in der Grundstoffindustrie sind Abhängigkeiten bei höherwertigen und (für Menschen oder Wirtschaftsbetriebe) lebensnotwendigen Gütern wie Medikamenten oder elektronischen Produkten, insbesondere aus Ländern wie China. Diese Abhängigkeiten haben meist sehr wenig mit den Energiepreisen zu tun, sondern mit Kosten für Dinge wie Löhne oder Umweltauflagen, oder auch mit unterschiedlichen bürokratischen Einschränkungen. Wenn wir (mit "wir" meine ich Deutschland und Europa) überhaupt Industriepolitik betreiben – klarer gesagt mehr Geld für Subventionen oder Förderungen ausgeben, Zölle oder Einfuhrbeschränkungen einrichten, oder gar – welch revolutionärer Gedanke – über den Abbau bürokratischer Hürden und Vorschriften nachdenken, dann sollten wir uns um solche Sektoren kümmern und nicht um die Energie-intensive Grundstoffindustrie.

    |__|:-)

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

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    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

    Einmal editiert, zuletzt von sailor773 ()

  • Es wird zukünftig einfach nicht genug Biogas geben, um den heutigen Gesetzen Folge zu leisten.

    Bin da zufällig über einen Link gestolpert, der unterstreicht, dass es das "verplante" Biogas in der Zukunft nicht in ausreichender Menge geben wird.



    Damit will ich nicht sagen, dass die Förderung wie bisher weiterlaufen sollte, aber eine Perspektive, wie es gehen soll, müsste vom Gesetzgeber kommen, oder er sollte für die Zukunft mit deutlich weniger Biogas planen, nicht mit mehr.

    Der geistige Horizont mancher Menschen hat einen Radius von NULL. Das nennen sie dann Standpunkt.

    Nach dem Motto:

    Meine Meinung steht fest, verwirren Sie mich nicht mit Tatsachen!

  • Wenn ich die Info in diesem Link – die zu der Angabe in dem Video passt – richtig verstehe, soll nicht nur der Strom aus neuen Biogas-Anlagen nach EEG mit ca. 20 ct/kWh gefördert werden, sondern auch der Strom aus eigentlich ausgeförderten Anlagen soll offenbar weiter in ähnlicher Höhe vergütet werden – sonst könnten die Anlagen angeblich nicht weiter betrieben werden.


    Also offen gestanden, ich habe damit sowohl als Steuerzahler (der das ja am Ende des Tages alles bezahlen muss), wie auch als aktiver Unterstützer der Energiewende, ein Problem. Vorsichtig ausgedrückt.


    Sieht man von marginalen Sonderfällen wie Geothermie ab, so ist Strom aus Biogas mit ca. 20 ct/kWh Vergütung mittlerweile die teuerste Variante regenerativen Stroms, die es gibt: PV-Strom bringt 7-13 ct/kWh EEG-Vergütung, Windstrom um 8 ct/kWh, Wasserkraft 3-12 ct/kWh, also (anders als bei Biogas) in der Nähe des Marktwertes oder gar deutlich darunter. Und dabei hat Strom aus Biogas unter allen Methoden regenerativer Stromerzeugung die (einschließlich Vorkette) mit Abstand höchste CO2-Emission. Die Quellen sind hier unterschiedlich, je nachdem wie man die Wärmegutschrift berechnet und welche Art und Menge der Düngung angenommen wird. Aber nimmt man z.B. Quellen wie diese, so muss man bei Biogas- Strom nach Wärmegutschrift mit mindestens 250g CO2(äq) pro kWh rechnen und kann unter ungünstigen Umständen auf eine höhere Emission von CO2-Äquivalenten pro kWh kommen als die Stromerzeugung in Erdgas-Wärmekraftwerken. Damit ist Strom aus Biogas in der Regel klimaschädlicher als Strom aus jedem Erdgas-betriebenen BHKW, zumal bei jedem von uns die Wärme zu 100% genutzt wird – oft sogar einschließlich Brennwert.


    Hinzu kommt, dass Biogas-Strom – jedenfalls bislang – ohne Rücksicht auf den Bedarf mit stets nahezu gleichbleibender Leistung erzeugt und eingespeist wird: Also auch zu den mittlerweile immer häufigeren Zeiten, wo wegen PV- oder Windüberschuss die Strompreise null oder negativ sind. Zugegeben: PV-, Wind- und Laufwasserkraftwerke machen das auch. Aber die bekommen weit weniger Förderung und emittieren einschl. Vorkette maximal ein Fünftel der Klimagase – meistens weniger als ein Zehntel – im Vergleich zu Strom aus Biogas.


    Insgesamt bekommt man den Eindruck, dass die Förderung von Strom aus Biogas – spätestens seit sie deutlich höher liegt als bei praktisch allen anderen Methoden regenerativer Stromerzeugung – weit mehr ein Instrument der Landwirtschafts-Subvention ist als ein Beitrag zur Energiewende.


    Dass diese von vornherein fehlgeleitete Förderung einer den Bedarf ignorierenden Stromerzeugung mit hohem Klimagas-Fußabdruck jetzt anscheinend einfach so weiter gehen soll (und sogar noch gemeckert wird, dass sie nicht ausreichend sei), macht mich ziemlich fassungslos. Anscheinend hat die gewaltige Förderung der Biogas-Verstromung über zwanzig Jahre keinerlei technischen Fortschritt gebracht: Wie sich zeigt sind die Brutto-Erzeugungskosten heute für Strom aus abgeschriebenen Anlagen höher als vor zwanzig Jahren für neue (sonst bräuchte es ja keine Fortschreibung der Förderung), während sie in dieser Zeit für PV- und Windstrom um 80-90% gefallen sind.


    Also aus meiner Sicht wäre bei jeder Biogas-Anlage mit weniger als 80% Wärmenutzung die Stilllegung ein Gewinn für die Energiewende. Ob es stattdessen mehr Sinn macht, Biogas zu Biomethan umzuwandeln und in häuslichen Gasheizungen und BHKW's zu verbrennen (dann immerhin mit 100% Wärmenutzung) müsste man ausrechnen. Nur ist die Aufarbeitung so aufwändig, dass sie für kleinere und mittlere Biogasanlagen wirtschaftlich in aller Regel ebenso wenig eine Option sein dürfte wie das Sammeln über Rohrleitungen für eine zentrale Aufarbeitung.


    Ohne ausreichende (Ab-)Wärmenutzung hat Strom aus Biogas meiner Meinung nach zukünftig nur dann eine Daseinsberechtigung, wenn er ausschließlich in der Residuallast genutzt würde und dadurch fossil oder mit teurem Wasserstoff betriebene Residuallast-Kraftwerke ersetzen könnte. Jede zukünftige Förderung von Strom aus Biogas, die nicht auf eine streng bedarfsorientierte Betriebsweise ausgerichtet ist, wäre aus meiner Sicht verschleudertes Steuergeld.

    |__|:-)

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    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)