Welche neue Heizung ist sinnvoll ?

  • Hallo zusammen,


    bin neu hier im Forum und möchte mich gerne vorstellen.

    Mein Name ist Christoph, bin 58 Jahre alt und wohne im schönen Westerwald.


    Nachfolgend kurz einige Infos zum meinem Eigenheim:


    Verbrauchsdaten

    Jährlicher Stromverbrauch: rd. 1500 KW/h

    Jährlicher Brennstoffverbrauch: rd. 2600 Liter Heizöl, und ca. 800 KG Holzbrikett


    Derzeitige Heizung

    Energieträger der Heizung: Heizöl , Holzbrikett

    Alter und Typ der der Heiztechnik: rd. 37 Jahre alter Sieger Ölkessel. 1 Kaminofen BJ. 2012

    Ist bereits eine Solarthermie vorhanden: leider nein.

    Vorhandener Heizungspufferspeicher und Größe: nein.

    Art der Warmwasserbereitung und Vorratsvolumen: durch Ölkessel rd 120 Liter Speicher

    Gibt es ein besonderes Strom-/Wärmeverbrauchsverhalten: nein

    Hydraulischer Abgleich durchgeführt: nein

    Temperaturen der Heizkreise: Vorlauftemperatur im Winter Rd. 45 Grad, Rücklauf: ? kein Thermometer vorhanden

    Art der Heizkörper: Radiatoren aus den 1970 er Jahren


    Immobilie und Rahmendaten

    Beheizte Fläche, Anzahl Bewohner: rd.140 qm, 1 Person

    Art und Baujahr der Immobilie: Einfamilienhaus, Baujahr:1970

    Erfolgte Modernisierungen: Dach neu Deckung 1990, Doppelverglasung ca. 1996

    Weitere geplante Modernisierungen: Solarthermie, ? Photovoltaik ? BHKW ? WP ?

    Zweiter Abgasstrang für BHKW frei: es gibt 2 Schornsteine a 2 Züge

    Erdgasanschluss vorhanden oder möglich: nein.

    Zusammenschluss von Nachbarhäusern möglich: nein.


    Finde das Forum echt super und bin vom Fachwissen der Forum Teilnehmer begeistert.


    Nun zu meinem Vorhaben:


    Beabsichtige eine Heizungsmodernisierung; bin mir aber nicht sicher welchen Weg ich nehmen soll.

    Würde gerne eine ST oder Photovoltaikanlage montieren lassen. Das Problem das sich mir stellt ist

    ob die Dachstatik das aushält.

    Bei der Dachsanierung in 1990 ( siehe Fragbogen) wurden Biberbitumenschindeln verarbeitet, da die Statik

    für Dachpfannen offensichtlich nicht ausreichte.

    Weiß hier jemand eine Vorgehensweise bzw. Lösung für das Problem?

    Ist es möglich die Statik zu erhöhen ohne gleich den gesamten Dachunterbau zu erneuern?


    Wäre von der Möglichkeit ein BHKW zu installieren begeistert, obwohl sich dies für mich wahrscheinlich nicht rechnet.

    Da sich kein Erdgasanschluss befindet käme nur Flüssiggas in Frage bzw. Bio LPG.

    Kennt sich jemand hier mit Bio LPG aus d.h. ist es als nachhaltiger Rohstoff zukunftsfähig?


    Freue mich auf eure Vorschläge.

    Vielen Dank im Voraus für Eure Bemühungen.

    Bei Fragen bitte fragen.


    Euch allen einen schönen Abend.


    Viele Grüße

    Christoph

  • Guten Morgen und Willkommen im Forum.


    Bei einem Strombedarf von nur 1500kWh/a kann ein BHKW nicht wirtschaftlich betrieben werden werden. Solarthermie scheidet in unseren Breiten ebenfalls aus Kostengründen aus - zumindest ohne enorme Eigenleistung und ohne hohe Förderquote. Einzig PV bleibt, allerdings ist die Frage nach der Statik nicht aus der Ferne zu beantworten. Dazu braucht es einen Statiker vor Ort und bestenfalls die Bauunterlagen von 1970. Des weiteren sollte die weiche Dacheindeckung nach 30Jahren auch am Ende sein und vor Aufbau einer PV erneuert werden. In diesem Zuge kann gleich über eine Dachflächendämmung und ggf. Vergrößerung der Dachüberstände nachgedacht werden.

  • Moin Christoph,


    zu der Frage BHKW hat alikante schon alles gesagt.


    Solarthermie würde ich (auch in unseren Breiten, zumal im sonnigen Rheinland-Pfalz) nicht von vornherein ausschließen, aber bei beschränkter Dachfläche sollte immer vorrangig PV eingebaut werden. Zu den Fragen der Statik kann man aus der Entfernung nichts Vernünftiges sagen.


    Was den Wärmebedarf betrifft, so ist ein Brennstoffverbrauch von 2.600 Litern Heizöl (26.000 kWh) plus 800 kg Holzbrikett (noch mal 4.600 kWh) für 140 qm Fläche, zusammen ca. 220 kWh/m2a, heutzutage eigentlich nicht mehr diskutabel. Natürlich, wenn man den Wirkungsgrad des alten Ölkessels mit 80% ansetzt und den des Holzbrikett-Ofens mit 60%, kommt man auf einen tatsächlichen Wärmebedarf von vielleicht 170 kWh/m2a, aber das ist nur wenig besser. Bevor man hier an der Heiztechnik rumdoktert (was natürlich auch gemacht werden muss) sollten aus meiner Sicht erst mal – ggf. mit Hilfe eines Energieberaters – die Möglichkeiten zur energetischen Sanierung ausgelotet werden. Bei einem 1970er Haus, an dem offenbar (mit Ausnahme der mittlerweile auch schon antiquierten 1996er Doppelverglasung) noch nie was gemacht wurde, würde es mich sehr wundern, wenn hier nicht noch eine Menge drin wäre – beginnend mit Dämmung der Kellerdecke und (falls das DG nicht bewohnt ist) der obersten Geschossdecke. Beides geht sogar in Eigenleistung. Mit einer Sanierung der Fenster wäre ich allerdings erst mal vorsichtig: Wenn man in ein ansonsten ungedämmtes 1970er Haus moderne dichte (!) Fenster einbaut, kann es passieren, dass die Wände danach kälter sind als die Fenster und sich überall Feuchtigkeit und Schimmel breit machen.


    Wenn die Vorlauftemperatur im Winter tatsächlich jetzt schon nicht über 45°C geht (anscheinend wurden die Radiatoren seinerzeit großzügig bemessen, das ist gut), sollte sie nach Realisierung einiger Sanierungsmaßnahmen jedenfalls niedrig genug für den wirtschaftlichen Betrieb einer Wärmepumpe sein.


    Fazit: Wenn das mein Haus wäre, würde ich als erstes sanieren was geht, dann einen hydraulischen Abgleich machen und eine Wärmepumpe einbauen, deren Leistung auf den Bedarf des sanierten Hauses bemessen ist. Für die wenigen wirklich kalten Tage wäre dann (an Stelle des in vielen Wärmepumpen eingebauten Heizstabes) der Kaminofen die richtige Ergänzung.


    Und natürlich solltest Du das mit der Statik vom Fachmann prüfen lassen und wenn irgend möglich die Dachflächen (soweit geeignet) mit PV voll machen.


    Gruß, Sailor

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

    Einmal editiert, zuletzt von sailor773 ()

  • Hallo zusammen,


    vielen herzlichen Dank für Eure Zeit, Beiträge und Tipps.


    Das Dach ist ein Ost/West Dach und hat eine Neigung von ca. 30 Grad d.h. eine Photovoltaikanlage wäre

    hier ganz gut zu installieren denke ich.

    Werde mich mal um die Statik schlau machen und einen Fachmann wegen dem Zustand des Daches befragen.

    Wenn das Dach neu muss und die Heizung, kommt wohl ein großer finanzieller Aufwand auf mich zu.

    Eine Dämmung macht da wirklich Sinn um bei den Heizkosten eine Entlastung zu bekommen.


    Euch nochmals vielen vielen Dank.

    Melde mich und werde zwischenzeitlich fleißig im Forum lesen.


    Viele Grüße


    Christoph

  • Hallo Christoph,


    eine Indach-Photovoltaik ist zwar deutlich teurer als ein Aufdach-System, aber auch viel leichter. Das nur so als Tip. Wenn Du aber die Sparren aufdoppelst, um das Dach zu vergrößern (damit die Fassadendämmung drunter passt), wird der Dachstuhl auch belastbarer. Siehe Bilder


    Mit Eigenleistung kann man auch viel sparen - vor Allem wird dadurch auch die knappe Ressource 'Handwerksleistung' besser genutzt. In den seltenen Fällen, wo ich mal einen Handwerker beauftrage, darf er seinen kompletten Dreck liegen lassen, weil ich deutlich billiger putze als er...


    Und was man aus einem Haus von Anfang der 70'er rausholen kann, haben wir an unserem Haus gesehen.


    Bei 300qm Nutzfläche lagen wir beim Kauf des Hauses bei 6.000l Heizöl pro Jahr - 200kWh/(qm*a). Nach energetischer Komplettsanierung ab Bodenplatte liegt der Heizwärmebedarf noch bei 40kWh/(qm*a). Das ist Effizienzklasse A gemäß der EnEV von 2014... Unser BHKW braucht im Jahr ca. 1.800l Heizöl - wovon 1/3 ja zu Strom wird und daher nicht mitgerechnet werden darf.


    Zwar hat das alles schon eine Menge Geld gekostet, aber dafür hatte das Haus beim Kauf einen Restwert von nahe null - wir haben quasi nur einen Rohbau bezahlt - und wir leben jetzt in einem Haus mit angenehmem Wohnklima und niedrigem Energieverbrauch - was besonders in den zukünftigen Jahren zum Tragen kommt, wenn wir nicht mehr (oder nicht mehr Vollzeit) berufstätig sind.


    PS.: der Heizölbedarf wird weiter sinken, wenn wir die Panasonic Wärmepumpe (steht schon im Schuppen) und endlich unsere Lüftungsanlage in Betrieb nehmen - ich gehe davon aus, dass wir dann mit 1.000l Heizöl leicht auskommen werden. Durch die 17kW (bzw. ab Sommer 25kW) PV-Anlage ist es dann ein Plus-Energie-Haus.


    PPS.: den Balkon haben wir mittlerweile abgerissen - natürlich nachdem das Haus verputzt war LOL


    Viele Grüße Arno

  • Hallo Arno,


    auch Dir vielen herzlichen Dank für den Super Beitrag, Tipps und die Fotos.

    Hatte es gar nicht auf dem Schirm das es auch In Dach PV Anlagen gibt. Kannte Dies bisher nur von ST Anlagen.

    Die Energieeinsparung die Du mit den Dämmmaßnahmen geschafft hast ist schon super.

    Das gibt mir Hoffnung das auch bei meinem Haus zu schaffen.

    Finde es eine geniale Lösung die Wärmepumpe mit dem Eigenstrom des BHKW zu betreiben. Glaube

    die Gesamteffizienz des Systems ist schon beachtlich.

    Werde, denke ich zuerst mal die Dämmung des Dachgeschosses in Angriff nehmen und einen Statiker und Dachdecker

    wegen meines Daches befragen.

    Mal sehen wie hoch die Energieeinsparung sein wird.


    Nochmals vielen Dank für Deinen Post. :)


    Viele Grüße


    Christoph

  • Finde es eine geniale Lösung die Wärmepumpe mit dem Eigenstrom des BHKW zu betreiben. Glaube

    die Gesamteffizienz des Systems ist schon beachtlich.

    Das schon, aber die Investitionskosten sind es auch. Mit BHKW plus WP landest Du da wohl im hohen fünfstelligen Bereich – damit könntest Du eine ganze Menge energetische Sanierungsmaßnahmen bezahlen.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Ich nehme an, dass wir die Wärmepumpe nur selten mit BHKW Strom betreiben. Unser Strom- und Wärmebedarf passt einfach durch die Elektroautos super zusammen.


    Aber ab Februar bis November geht's mit der großen Photovoltaik ordentlich zur Sache... Mit 17kW können wir außer Dezember und Januar unseren Strombedarf nahezu komplett decken und es kommen ja nochmal 8kW dazu...

    Seit März ist das BHKW weitestgehend aus und wir heizen das Haus mittels Heizstab und PV Strom.