GEG 2023 / 2024: Ende der gebäudeintegrierten KWK?

  • War gerade bei meiner US-Verwandtschaft in Georgia. Seit dem bin ich vom Glauben abgefallen.

    Ich habe (vor mittlerweile dreißig Jahren) einige Jahre in Georgia gearbeitet, und habe das Land bis 2005 auch auf häufigen Geschäftsreisen kennen gelernt. Sofern sich die Gegebenheiten seither nicht deutlich geändert haben, so kann ich Deinen Eindruck bestätigen: Die US-Amerikaner haben zu Heizung und Klimatisierung eine andere Einstellung als wir. So lang die Außentemperaturen unter 20°C liegen, werden die Räume z.B. in Hotels auf mindestens 23°C geheizt. Als Deutscher macht man dann – weil sich im Hotel meist nicht die Fenster aufreißen lassen – in so einem Raum als erstes die Klimaanlage an :S . Sobald aber die Außentemperatur über 20°C ansteigt, werden überall die Klimaanlagen angeworfen und die Räume auf unter 18°C gekühlt. Ob das an den billigen Energiepreisen liegt oder an der Mentalität weiß ich nicht. Aber mein Eindruck war, dass in allen Gebäuden, die ich besuchte, entweder die Heizung oder die Klimaanlage praktisch ununterbrochen lief. Für ganztägige Sitzungen in USA habe ich mir im Sommerhalbjahr oft unter dem Sakko einen Wollpullover angezogen, weil es anders nicht auszuhalten war.

    Das die USA das Land der Wärmepumpen sind, liegt an deren Tradition der Luftheizung und des billigen Stromes.

    Billiger Strom hilft natürlich, aber an sich ist eine Luftheizung in einer Gegend mit klimatischen Gegebenheiten wie den US-Südstaaten ideal. Selbst in meiner Wohnung ist damals im Sommer mindestens drei bis vier Monate lang die Klimaanlage abends und an den Wochenenden gelaufen – nur halt nicht auf 18°C sondern eher auf 23°C. Neben der Kühlung hatte sie auch den Vorteil, dass sie die Luft entfeuchtet (ein Problem, das sich in Deutschland praktisch nicht stellt). Etwa sechs bis sieben Monate im Jahr würde man als Deutscher dort weder Heizung noch Klimatisierung brauchen. Und für die drei bis sechs Wochen im Jahr, wo es dort wirklich kühl ist (ungefähr wie bei uns Anfang November) war die Luftheizung im Wohnraum angenehm und völlig ausreichend. Bei Blizzard und minus 10°C (etwa drei Tage im Jahr) heizt man in Georgia dagegen entweder gar nicht oder mit Gas oder Holz im offenen Kamin, weil es wegen der unterbrochenen (fast immer oberirdischen) Leitungen keinen Strom gibt.


    Was ich nicht weiß ist, wie das in Privathäusern in Kanada oder in den nördlichen US-Staaten läuft, wo es im Sommer auch heiß ist aber im Winter wochenlang Temperaturen um minus 20°C herrschen können. Ich nehme aber an, dass dort im Winter die Klimaanlagen schon aus Leistungsgründen nicht als Wärmepumpen laufen, sondern dass die (auch dort üblichen) Luftheizungen im Winter mit Gas betrieben werden.

    Kennt jemand vergleichbare GEG-Aktivitäten im Ausland?

    Also was die USA betrifft: Dort würden die Bürger einen Versuch des Staates, ihnen in ihren eigenen Häusern bestimmte Arten der Heizung gesetzlich zu verbieten, als Einstieg in den Totalitarismus betrachten und entsprechend reagieren. Der Sturm auf das Capitol wäre wahrscheinlich dagegen ein Kindergeburtstag.

    Aber wie teuer wäre der Umbau auf Luftheizung im Gebäudebestand bei uns? (Gründerzeithäuser)

    Ich glaube, dass solche Systeme bei uns im Gebäudebestand nur für Nischen geeignet sind. Ein Beispiel wäre der Einsatz als "Hybridheizung": Unsere Nachbarin hat sich letztes Jahr (um Erdgas zu sparen) für ein paar tausend EUR eine Klimaanlage/Wärmepumpe im großen Küchen-/Wohnraum im EG installieren lassen und konnte damit bis Anfang Dezember (und wieder seit Mitte April) die Gasheizung im Haus außer für TWW komplett abgeschaltet lassen. Aber für so eine Lösung müssen Haus-Layout und Lebensgewohnheiten passen. Dass es dort eine 10 kWp PV-Anlage mit Speicher gibt, hilft natürlich auch.


    In städtischen Gründerzeit-Häusern sehe ich Luftheizungen vor allem dort, wo es keine vernünftige Alternative gibt: Beispielsweise wenn bislang nur Einzel-Gasthermen oder gar Nachtspeicherheizungen vorhanden sind und der Umbau auf Zentralheizung (z.B. mit Fernwärme) ein Vermögen kosten würde. Und wahrscheinlich würde man dazu Ergänzungslösungen brauchen (z.B. eine IR-Heizung im Badezimmer), weil man nicht in jedem Raum (in Innenräumen sowieso nicht) ein solches Gerät aufstellen kann und eine Verteilung der Wärme über Luftkanäle in den meisten Altbauten auch nicht möglich sein dürfte.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

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